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Brasilien, Menschenskinder!

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No same but different: Fußballtor auf einem vermüllten Platz mit verhungerndem Pferd in Guarabira Brasilien, bei Receife

Dass Brasilien nicht nur Fußball ist, wurde auch die letzten Tage durch die vielen Demonstrationen klar; das Land leidet an einer Planlosigkeit, die sozialen Ungleichheiten in den Griff zu bekommen.
Vor einiger Zeit wurde ich von Condor eingeladen, das Kinderdorf Guarabira zu besuchen, ein Dorf für Kinder mittelloser Familien, die teilweise aus wirklich dramatischen Lebensverhältnissen stammen. Das Dorf wird vom Condor-Mitarbeiter Roy Heron unterstützt mittels des Programmes ConTribute, Hilfsinitiative der Lufthansa Group und Condor.
Während meines kurzen ersten Brasilienaufenthaltes war ich über das Ausmaß der Armut und der Untätigkeit der Regierung einigermaßen geschockt.

Umso schöner zu hören, dass es den Menschen, den Erwachsenen sowie den Kindern im Kinderdorf soweit gut geht und jetzt sogar eine eigene Webseite durch ehrenamtliche Hilfe entstehen konnte:


Klickt Euch doch mal durch und werdet Fan auf Facebook, denn hier gibt es in regelmäßigen Abständen Neuigkeiten über das Dorf und die Kinder. Es wäre schön, wenn mehr Menschen das Kinderdorf unterstützen würden.

Condor hat außerdem nun einen kleinen Film über das Kinderdorf fertig gedreht:



Wer mehr über das derzeitige Brasilien und die Stimmung im Lande angesichts der WM erfahren möchte, dem empfehle ich wärmstens diesen sehr informativen Einblick im SZ-Magazin: Eine Stadt kämpft um ihre Seele - Rio de Janeiro, ein Stadtgespräch.

Ich wünsche uns allen eine schöne WM, trotz alledem, denn: Fußball verbindet Völker und macht auch auf Missstände aufmerksam, und das ist gut so!



Island und seine Gletscher: Eisklettern auf dem Sólheimajökull

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Glacier
Wandeln auf dem Gletscher: Am Sólheimajökull

Locker und lässig springt der Guide über die Gletscherspalte. Nicht, dass sie besonders breit wäre, aber sie ist unheimlich tief, so tief, dass ich den Grund nicht sehen kann, sonst müsste ich mich sehr weit vorbeugen, um direkt in das dunkle Blau hinunterzuschauen, doch das, warnten uns die Guides, sollten wir dann doch mal lieber tunlichst unterlassen.
Denn so ein Gletscher arbeitet, er wandert, und zwar immerhin so schnell, dass die Guides jede Woche eine neue Route für die Gletscherwanderung finden müssen.

Gletscherspalten
Der Guide geht sicherheitshalber voraus

Es ist heute kalt und windig und regnerisch, schon der Weg zum Gletscher hatte einmal wieder diesen unheimlich-halbgruselig-grau-typischen Islandtouch.

Dunkelgraue Wolken vor Autofenster
Dunkelgrauer Nebel auf dem Weg zum Sólheimajökull

 "You are wrong in Iceland, if you don't like this weather", hatte mir jemand gesagt, Du bist falsch in Island, wenn Du dieses Wetter nicht magst. Ja schon, ich bin ein kältemögender Mensch und mag auch Regen, wenn der mir aber den Himmel so grau macht, dass die Fotos oll aussehen, bin ich dann doch ein bisschen angepisst.

Ansicht des Sólheimajökulls
Los gehts, auf zum Gletscher!

Doch eigentlich macht das Wetter nichts, ich werde sowieso nicht allzu viele Fotos machen können. Wir tragen zwar ordentliche Steigeisen, die sind aber erst einmal ziemlich ungewohnt und ich muss aufpassen, wohin ich trete. Außerdem muss ich für die Sicherheit noch dieses komische Eisending in der Hand halten, mit dem ich mich zur Not festhaken kann.

Vier bescheuert aussehende Touristen mit Helmen und Steigeisen und Pickel
Ja, so muss das. So ein ganz bisschen dusselig sehen wir schon aus.
Schuhe mit Steigeisen über Gletscherspalte
Fromwhereistand: Gletscheredition. In den Gletscherspalten leuchtet es blau.

Mittlerweile ist es so feucht, dass Emma, meine Kamera, mal wieder ihre neurotische Nässescheuheit packt und ständig in Ohnmacht fällt. Ich kann sie immer wieder nur kurzfristig aufpäppeln, indem ich den Akku kurz herausnehme. Ein Gebaren, was sie sich nach ihrem offensichtlich traumatischen Scheintod in der Antarktis zugelegt hat.

Der Sólheimajökull ist außerdem nicht sonderlich fotogen, denke ich jedenfalls anfangs noch: Schwarzdreckige Lavaasche überzieht den gesamten Gletscher. Mit dem Vorzeigegletscher Perito Moreno in Patagonien ist er deshalb nicht zu vergleichen, sehr gerne würde ich aber die Kombination aus blauen Eisspalten und grauer Lavaasche mal bei schönem Wetter sehen, das muss ziemlich toll aussehen. Jetzt aber hängen tiefdunkle Wolken am Himmel und ich habe Mühe, ein paar Fotos hinzubekommen, die annähernd diese gigantischen Eismassen in ihrer ganzen wunderbaren Weite zeigen. Warum manche Stellen im Eis blau leuchtenhabe ich *hier* versucht zu erklären.

Ich ziehe meine Kapuze dichter, denn jetzt geht es schon ans Klettern. Während die Jungs von Arctic Adventures die Seilsicherungen anbringen, überlege ich, wie zum Teufel ich diese 6-7 Meter hohe Eiswand raufkommen soll.

hoher Eisberg
Das Sicherungsseil zum Eisklettern wird angebracht

Aber die beiden machen ihren Job und feuern jeden von uns ordentlich an. Tatsächlich geben meine Wanderschuhe, die eher für Bergwandern denn zum Bergsteigen gemacht sind, auf den ersten Metern ordentlich nach, bis ich den Dreh raus habe und mit ganzer Anstrengung sogar oben ankomme.

Eiskletterer an der Wand
Das bin ich! Tapfer nach oben kämpfend! Die Frauen kletterten übrigens besser als die Kerle, ha!

Boah, wat bin ich stolz, das erste Mal Eisklettern und ich hab es bis nach ganz oben geschafft, yai!
Nein, Scherz beiseite, in Wirklichkeit war das natürlich super einfach und ging total fix:

Eisklettern gif

Und der Mann hat es sogar ganz ohne Sicherung gemacht, logisch.

Spektakulär: Mann ohne Sicherung an der Eiswand
Na klar! Echt jetzt! Ähm...

Mit Rest-Adrenalin im Blut geht es jetzt laufenderweise weiter ein ganzes Stück den Gletscher hinauf und die Guides erzählen uns einiges zur Entstehung und den Eigenschaften des Gletschers, so sind z.B. viele der Löcher durch Wasser entstanden, das sich ins Eis bis zu hunderte Meter tief eingraben hat. In eines dieser Löcher lassen wir einen Stein fallen - es dauert ewig, bis wir hören, dass er auf dem Wasser aufschlägt.

Ansicht des Sólheimajökull, Eis, Lavaasche, Gletscherspalten
Wahnsinnsformationen. Sie ändern sich von Tag zu Tag.

Das Wasser fließt subglazial, also unter dem Gletscher wieder heraus und früher kam es so manches mal vor, dass mit dem Wasser ein kleines Lamm ausgespuckt wurde, wird uns erzählt.
Schafe auf einem Gletscher? Ja, tatsächlich ist westlich des Gletschers ein grüner Hügel zu sehen, der früher zu einer beliebten Region gehörte, um die Schafe im Sommer weiden zu lassen. War ein Lamm unerfahren oder unachtsam, fiel es in eine der Spalten. Mit Glück überlebte es sogar.
Ich möchte mir trotzdem nicht vorstellen, hier hineinzufallen.

Tiefe Gletscherspalte
Beeindruckende Gletscherspalte

Der Sólheimajökull ist, wie fast alle Gletscher dieser Welt, rückläufig. Der Blick ins Tal zeigt genau, wo der Gletscher früher entlangfloss.

Gletscheransicht und Blick ins Tal
Blick ins Tal, wo früher der Gletscher entlangfloss. Heute hat er sich stark zurückgezogen.

Je länger wir auf dem Gletscher herumwandern, umso schöner finde ich die gruselig-graue Stimmung und entdecke einmal wieder meine Lieblingsfarbe in neuen hübschen Facetten.

Glacier Sólheimajökull, Iceland
Shades of grey

Als wir die letzten Meter zum Parkplatz hinabsteigen, fängt es tierisch an zu schütten - ein gutes Timing, hier jedenfalls sehe ich sowas positiv. Das ist eben Island.

Gruppe mit Schutzhelm und Eispickel auf dem Gletscher


TTT - TierischeTouriTipps


Es gibt mehrere Unternehmen, die Gletscherwanderungen und Eisklettern anbieten. Unsere "Blue Ice"-Tour wurde von Arctic Adventures organisiert. Vorherige Reservierung ist erforderlich. In der Hauptsaison ist angeraten, das frühzeitig zu tun, denn die Gruppengrößen sollen überschaubar bleiben und sind deshalb häufiger ausgebucht.


Disclaimer: Vielen Dank an Arctic Adventures, die mich netterweise zu dieser Gletscherwanderung einluden. Ein besonderer Dank geht an die beiden Guides, deren Namen ich mir frevelhafterweise nicht aufgeschrieben habe und an den herrlichen roten Bart, der tapfer alle unsere ungelenken Eiskletterversuche aufs Höchste lobte.
Ebenfalls ein besonderes Dankeschön auch an den Mann, der mir zum obigen GIF verhalf und außerdem (einmal wieder) seine Modelqualitäten unter Beweis stellte.
An die Kinder und Kindgebliebenen: Selbstverständlich klettern wir nicht ohne Seilsicherung, gell! In Wirklichkeit sah der Mann nämlich etwa so aus:

This is Iceland! Erinnerungen an einen Roadtrip in Bildern (Video)

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Endlich: Mein Island-Video ist fertig!
Und ich muss es selbst immer wieder anschauen, soooo schön kommen da die Erinnerungen hoch, hach. Schaut doch mal rein, ich würde mich freuen.


Die Freude wurde ein klein wenig getrübt, als ich feststellte, dass im Abspann ein Name fehlt, da war irgendwas bei der Bearbeitung schiefgelaufen, so ein Mist. Da lief es aber schon über Facebook und youtube und wurde geteilt... also nix mit dem Plan, das noch einmal neu zu machen. Also bitte denkt Euch da, wo die seltsame Lücke ist, den Namen Timo F. hin, mit dem wir zusammen unterwegs waren und von dem die Schneerodel-Videos sind. Und fürs nächste Mal mach ich mir einen Knoten ins Hemd: Video 5 Mal überprüfen!

Kritik ist übrigens sehr erwünscht. Ich habe jetzt schon mehrfach gehört, die Bilder seien zu schnell. Ja, eigentlich war das Absicht, es sollte ja nur ein Eindruck entstehen und keine Diaschau sein, dafür sind ja die Artikel hier im Blog da. Aber ich nehme mir die Kritik natürlich zu Herzen und sehe, dass ich das nächste Mal das etwas anders gestalte.

Allerbeste Sonntagsgrüße
/inka

A wie... Anlehnregal selber bauen

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Leiterregal, Gartenregal an einer Hauswand

Nachdem im Garten schon länger viel schönes altes Holz von unserem Dach-Ausbau herumlag und ich den Mann überreden konnte, nicht alles zu zerhackstückeln, musste ich das nun langsam irgendwie verwursteln, und neulich fiel mir dann endlich ein, wie ich unsere Hauswand verschönern könnte: Mit einem Anlehnregal, oder auch Leiterregal.

Schon ewig störte mich die kahle Hauswand zum Garten. Zwischen Küchenfenster und dem Fenster zum Kinderzimmer ist wahnsinnig viel nackte Wand, was im Garten sitzend nicht besonders schön aussieht. Eine direkte Bepflanzung ist aus mehreren Gründen schwierig: Direkt am Haus ist schlecht wegen der Feuchtigkeit, bzw. wässern kann man dort nicht, daher sind rund um das Haus ca. 50 cm breit Steine ausgelegt. Weiterhin kann an der Wand wegen der Dämmung nichts befestigt werden, die wäre sonst futsch. Drittens ist keine dauerhafte Bepflanzung gewünscht, die Rasenfläche soll frei bleiben und die Hauswand wird gelegentlich auch als Gartenkino genutzt, die Verschönerungslösung muss also flexibel sein.

Ich hatte schon die alte Leiter vom Dachboden zweckentfrendet und ein paar hübsche Haken rein gedreht, an die man nun Töppe hängen kann. In ein paar Wochen wird sich hier hoffentlich die Kapuzinerkresse herumranken.

Leiter mit Blumentöpfen
Gartenleiter als Rankhilfe

Und ja, durch die Umbauten und weil wir viel unterwegs waren hatten wir dieses Jahr kaum Zeit, uns um den Garten zu kümmern. Daher gibt es nur noch irgendwelche schnellwachsenden Zwischenlösungen als Bepflanzung.

Beim Überlegen, wie ich aus dem Holz diverse Regale bauen könnte, die auch ohne Befestigung fest stehen, kam mir dann die Idee eines Anlehnregals, was durch eine A-Form noch etwas mehr Pfiff haben könnte. Also erstmal die fetten Holzstapel im Garten sortiert (nein, den Mess habe ich lieber mal nicht fotografiert) und ein paar schöne Bretter ausgesucht.

alte Holzbretter
Altes Holz finde ich viel schöner und hat dazu noch das Plus der Wiederverwertung
Kreissäge und Holz
Yeeeiii, jetzt geht's ans Schneiden!

Geräte und Material:


Das Schöne an so einem Aus- und Umbau ist, dass man sämtliche Gerätschaften herumliegen hat. Sinnvoll bzw. notwendig sind:
  • Säge, falls Du die Balken/Bretter noch zuschneiden musst (je nachdem, wie stark das Holz ist, eine Kreis- oder Stichsäge, oder natürlich auch eine Handsäge) 
  • Schleifgerät, wenn die Bretter noch geschliffen werden müssen. Ich persönlich stehe auf Schwingschleifer. 
  • Akkuschrauber
  • Bohrmaschine
  • Hammer 
Material:
  • Hölzer: 2 Seitenhölzer, 2-4 Regalbretter. Ich habe als Seitenhölzer zwei etwas dickere Balken (ca. 5 cm) genommen. 
  • Holzschutz, z.B. Bienenwachslasur, die mag ich sehr
  • Schleifpapier, falls nötig
  • lange Schrauben: Nicht vergessen, die Bretter sollen ja einiges aushalten können, daher sollten die Schrauben tief genug in die Bretter geschraubt werden. Meine waren ca. 12 cm lang.
  • Nägel
  • entsprechende Bits und Bohrer

Grundüberlegungen:


Die Schwierigkeit bei diesem Regal besteht darin, dass die Hölzer nicht nur in einer Dimension "schief" sind sondern in zwei:

1. Die beiden Standseiten werden nach hinten gelehnt, die Regalbretter müssen also in einem Winkel von etwa 30-40° angebracht werden.

Anlehnregal an der Hauswand
Bildunterschrift hinzufügen

2. Die nach oben zusammenlaufenden Standseiten erfordern einige Überlegung, wie die Standflächen aussehen müssen und die Regalbretter sich einpassen.

Leiterregal, Ausschnitt der Schrägen
Verschiedene Schief-Ebenen: Wer es perfekt haben will, muss das Holz schräg schneiden.

Wer es also nicht ganz so schwer haben möchte, lässt das Regal oben einfach nicht schräg zusammenlaufen sondern baut eine Leiter.

Obwohl ich in vielen Punkten Perfektionistin bin, hat meine Erfahrung gezeigt, dass ich bei solchen Projekten mit "try-step-by-step" schneller und besser an mein Ziel komme als mich über Matheformeln zu setzen und versuche, das Holz von Beginn akkurat zuzuschneiden. Das habe ich auch hier gemacht.

Erster Schritt: Standseitenbretter zuschneiden und behandeln


Wie hoch soll das Regal sein?
  1. Einfach die beiden Hölzer, die die Seitenbretter werden sollen, an die Wand lehnen und entsprechend zuschneiden. 
  2. Wenn die Bretter noch behandelt werden müssen, also geschliffen und mit Holzschutz versehen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Die Kanten oben und unten noch nicht behandeln, das kommt später.
Ich mag Holz übrigens, wenn man schon Gebrauchsspuren sieht, es wirkt dann lebendiger, finde ich. Daher schleife ich gerne gerade nur so viel ab, wie notwendig ist, um das Holz zu behandeln.
Bienenwachs finde ich toll, was vermutlich auch mit meiner Bienenvorliebe zu tun hat, ich habe aber auch einfach gute Erfahrungen damit gemacht. Es macht das Holz leicht rötlich und dunkler und holt noch einmal die ganzen schönen Maserungen hervor. Andere stehen auf Öl... das musst Du einfach ausprobieren.

Zweiter Schritt: Die Standflächen


Ich habe mich entschieden, die Füße einfach abzurunden. Die leichte Kugelform hilft, das Regal in jede Schrägstellung bringen zu können, ohne dass die Fläche unten falsch abgeschrägt ist, das ist nämlich bei dieser doppelt-schrägen Stellung gar nicht so leicht. Außerdem kann ich auf diese Weise das Regal mal etwas steiler und mal etwas schräger stellen.
Ich habe also immer wieder mit dem Schleifgerät Stellen heruntergeschmirgelt und ausprobiert. Ganz nach dem "try-step-by-step"-Prinzip.

Auf einem glatten Wohnzimmerboden wäre diese Lösung allerdings nicht so optimal, weil das Regal dann eventuell wegrutscht, hier müsste man die Schräge eher glatt zuschneiden (oder sie schlicht ganz zum Schluss hinschleifen).
Wer ganz gute Vorstellungskraft hat, kann jetzt auch die oberen Kanten, auf denen das oberste Brett drauf kommt, auch schon entsprechend schräg zuschneiden, wobei man sich aber gut vertun kann. Wer sich nicht sicher ist, schaut sich erst den dritten Schritt an.

Dritter Schritt: Oberstes Regalbrett befestigen


Jetzt sollte das Regal erst einmal fixiert werden und seine Grundstellung bekommen:
  1. Seitenteile an eine Wand lehnen und überlegen, wie breit das Regal werden und wie schräg es stehen soll.
  2. Das oberste Brett zuschneiden, ggf. schleifen und mit Holzschutz versehen.
  3. Das Brett erst einmal lose auf die Seitenteile legen.
    Das Brett liegt nun natürlich schief, weil die Vorderkanten der Seitenteile durch die Schrägstellung höher stehen als die hinteren Kanten, außerdem sind die Außenkanten zu hoch. Das Brett liegt also statt auf der Kantenfläche nur auf einem Punkt auf, was keine gut Stabilität gibt. (Wenn Ihr Euch das nicht vorstellen könnt, nehmt 2 Post-It-Blöcke, haltet den einen so wie ein Seitenteil und den zweiten wie das Brett.) 
  4. Du musst also die oberen Kanten der Seitenteile
    - nach vorne abflachen
    - nach außen abflachen
    damit eine waagerechte Ebene entsteht, auf der das Regalbrett aufliegen kann. Am Einfachsten geht das, indem Du ein Schleifgerät nimmst und nach und nach die Fläche herunterschleifst und zwischendurch immer wieder probierst.
  5. Oberkanten mit Holzschutz versehen.
  6. Das oberste Brett anschließend einfach annageln. Das ist an dieser Stelle ok und einfacher und schneller als schrauben, was nicht unwesentlich ist, wenn man alleine arbeitet und nur zwei Hände hat zum Festhalten (und noch die Haustür und Knie und Füße - ich möchte nicht wissen, was die Nachbarn gedacht haben...).Wichtig: Erst zwei Nägel, dann kontrollieren, ggf. nachjustieren, dann die anderen Nägel einschlagen. 

Leiterregal, Anlehnregal an der Hauswand

Vierter Schritt: Korrekturen


Jetzt stellst Du die Grundform auf einer geraden Fläche auf und kannst ggf. die Standflächen noch nachkorrigieren und gucken, ob das alles so ungefähr hinkommt. Wenn nicht: Weiter runterschleifen.

Fünfter Schritt: Regalbretter einfügen


Meine Bretter sind immerhin 2-2,5 cm dick, dennoch besteht natürlich die Gefahr, wenn die Schrauben falsch eingedreht werden, dass sie aus dem Regalbrett hervorkommen. Daher: Winkel beachten!
  1. Grundgerüst aufstellen, das entsprechende Brett erstmal grob zuschneiden, behandeln und im Gerüst einklemmen. Wenn das nicht geht: Schrauben oder Nägel in den Seitenteilen fixieren und das Brett drauflegen. Hauptsache, Du kannst Dir vorstellen, wo das Brett hin soll.
    Tipp: Mit dem untersten Brett anfangen!  
  2. Brett nachschneiden, wo nötig. Sicher musst Du an den Seiten noch etwas abschleifen oder anschrägen, damit es besser passt. Ich habe die Bretter übrigens nach hinten herausragen lassen, so ist die Fläche größer, auf der etwas abgestellt werden kann.
  3. Brett fertig behandeln. Gerade an die Seitenkanten kommst Du später nicht mehr ran, ich würde daher den Holzschutz jetzt aufbringen.
  4. An den Seitenteilen markieren, wo die Schrauben eingedreht werden müssen.
  5. Vorne an den Seitenteilen eine waagerechte Linie zeichnen.
  6. Brett entfernen, für die bessere Stabilität Grundgerüst auf die Seite legen und die Schraublöcher vorbohren. Achtung: Dabei an der Linie orientieren, damit die Schrauben auch gerade in die Bretter eingedreht werden! Sonst schraubst Du schief hinein (Schrägstellungen nicht vergessen!).
  7. Gerüst wieder aufstellen, Brett einklemmen und mit dem Akkuschrauber die Schrauben eindrehen.
  8. Sitzt, passt, hat (wenig) Luft? Super! 
  9. Die Standflächen mit Holzschutz versehen, am Besten einige Male, damit sie gut vor Feuchtigkeit geschützt sind. 
  10. Du bist fertig, yeehaaaw!


Holzregal selber gebaut
Wie man hier hübsch sieht: Mir fehlte dann zum Schluss doch noch eine große Schraube und ich musste improvisieren. ;)

Als kleine Nebenidee habe ich ein Brett teilweise mit einem kleinen Glasmosaik verziert. Einfach mit einem Beitel eine Stelle bearbeiten und Holz so weit entfernen, dass die Mosaiksteine in der Höhe mit dem Brett abschließen. Aufgeklebt habe ich sie mit normalem Mosaikkleber und anschließend mit Flexfuge verfugt.

Holzbrett mit Glasmosaik
Mit einem Beitelsatz kann man Holz wunderbar präzise bearbeiten
Anlehnregal aus Holz
Regalbrett mit Mosaikeinlage

Nun, da es fertig ist, habe ich das Mosaik für zu kitschig befunden und lasse es das nächste Mal bleiben. Für das Draußen-Regal ist es ok, ins Haus kommt mir so etwas aber nicht.

Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden. Jetzt kann ich endlich von meiner Gartencouch aus auf Pflänzchen schauen statt auf die kahle Wand und zwischendurch aufstehen und das wunderschöne Holz streicheln. Wie man das eben so macht.

Anlehnregal, Gartenregal an einer Hauswand, selbst gebaut
Fertig!

PS: Premiere! Dies war mein erster Post mit ausschließlich Smartphone-Bildern, yeeeiii!

Topfprimel WochenEwigkeitenrückblick Nr. 5, 2014

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Der Topfprimel Wochenrückblick beantwortet Fragen zum WieWarsWochengefühl inklusive anekdotischer und herzlastiger Netzfundstücke. Und ist manchmal auch monatelang nicht geschrieben worden.

Topfprimelig
Nun ist sie doch nochmal in alter Form da, die Topfprimel. Eigentlich wollte ich das Layout ändern und aus dem "Wochenrückblick" irgendwas Sporadisches machen, weil die gute Topfprimel eher was für Vollzeitblogger wäre, so viel Zeit, wie sie frisst. Aber selbst dazu bin ich nicht gekommen, weil im Leben 1.0 irgendwie ständig die Luzie abgeht. Heut also noch einmal eine traditionelle topfprimelige Form, nach langer, langer Zeit und es gibt Neuigkeiten!

Omnicirculare
Meine Floßfahrt in Brandenburg neulich war eine der schönsten Sachen, die ich in den letzten 2 Jahren erlebt habe, und das heißt für mich doch schon einiges, wenn ich mal überlege, wo ich in dieser Zeit so alles war. Tatsächlich ist es nicht der günstigste Urlaub, den man machen kann, er liegt sogar eigentlich über unserem Budget, allerdings spart man bei der Selbstversorgung natürlich wieder Kosten ein.
Kurz und gut: Die Familie hat beschlossen, das im kommenden Sommer noch einmal für mindestens eine ganze Woche zu machen. Ich freue mich jetzt schon drauf!
Weil so viele Nachfragen kamen: Wir hatten ein Natur-Floß, es gibt aber auch Flöße mit etwas mehr Platz und Komfort. Ich fand zwar genau das Ursprüngliche sehr nett, aber für die Restfamilie darf es dann anscheinend auch etwas mehr als ein Plumsklo sein.

Floßfahren in Brandenburg

Außerdem, kurz zusammengefasst, ging es seit der letzten Topfprimel
Was als Slow Travel Jahr begann und eigentlich gemeint war, stellt sich nun als intensiv-Reisejahr heraus, daher läuft das mit dem Hausausbau und der #inkabutze auch mal wieder nicht ganz so schnell wie geplant, jaja. Aber schlafen kann ich, wenn ich tot bin, oder?

Planungsver(w)irrt
Erneut habe ich gelernt, dass man ungelegte Eier nicht herumwirft (jaaa, ich wörterschwadroniere heute wieder völlig eloquent). Kündigte ich im Frühling noch vom nordischen Jahr, hat eventuell der ein oder andere gemerkt, dass meine Norwegenreise zu einem Tag Oslo verkümmerte. Der Grund war, dass sich die Organisation von Oslo in die Hardangervidda für eine kleine Wandertour als anscheinend recht aufwändig herausstellte, und ich hätte für zwei Tage wandern plötzlich eine ganze Woche Urlaub nehmen müssen. Und auch, wenn es häufig so klingt, als habe ich mehr Urlaub als andere: Nein, habe ich nicht, deshalb habe ich Norwegen recht kurzfristig gestrichen.
In zwei Wochen geht es nun wieder nach Schweden wie letztes Jahr und ich freue mich schon waaaahnsinnig auf das entzückende Haus, Schwimmen im See, überteuertes Bier und hoffentlich dieses mal: Elche!
Nach Schweden aber ist das Nord-Jahr dann schon wieder vorbei, es wird nur noch nach Süden und hoffentlich in den Osten gehen. Die meisten Pläne sind aber noch nicht fix, und da ich ja doch ein wenig lernfähig bin, halte ich jetzt über diese Sachen einfach meinen Mund.

EINE Ankündigung darf ich aber jetzt doch schon machen, die ist so gut wie fix und ich kann sowieso nicht an mich halten, sie herauszuschreien:

Den Dezember verbringe ich in Südafrika! 


Mit Condor fliege ich Ende November nach Kapstadt und verbringe dort einige Tage mit einigen wunderbaren Bloggerkollegen (ick sage nur: Coolste Weibsentruppe ever!). Natürlich habe ich diese Gelegenheit gleich genutzt und dem Chef große Kulleraugen gemacht und es hat geklappt: Ich habe den ganzen Dezember frei und werde wohl bis Weihnachten dort verbringen, yeeaaaah!

Und obwohl das ja noch einige Zeit ist, habe ich mir sofort ein T-Shirt kaufen müssen


... habe mir gleich Musik herausgesucht


... und überlege, mir eine Gitalele zu kaufen, weil die vielleicht am Besten ins Gepäck passt!

Endlich einmal wieder ins geliebte Afrika, und glatt überlege ich, mich aus Vorfreude auf die am schönsten lachenden Menschen und die tollsten Tiere meine alten Fotos aus Tanzania mal rauszukramen. Es wird also heiß und ich kanns noch gar nicht glauben!

Frickelnderweise
Kurz erwähnen muss ich noch die Maker Faire, auf der wir vor einigen Tagen gewesen sind, eine Home-Tech-Bastelmesse, ganz grandios und super spannend, auch wenn man wie ich nicht sooo ein Techie ist, für Groß und Klein, mit neuesten Tech-Spielereien für den Arduino, selbstgebastelten Drachen und 3-D-Druckern. Toll gefallen haben mir die Steam Punks und ich hoffe, ich bekomme bald die versprochene 3-D-Ansicht von mir, dann gibt es auch einen Post darüber.


Pleitenpechundpannen
Mit dem Glück ist das ja so eine Sache und so langsam glaube ich an dieses Waagschalendings. Jedenfalls gewann ich auch noch einen Fluggutschein von Opodo. "Los", sagte ich zu dem Mann, "das ist ein Zeichen, Du musst mich wenigstens für eine Woche in Afrika besuchen kommen". Sagte es und schaute schon nach Flügen, da brach das blöde olle Auto zusammen. Ja, komplett, die Werkstattleute wollten es nicht einmal mehr von der Hebebühne runterholen. Nun muss ein Auto bezahlt werden und für Afrika ist natürlich nix mehr übrig. Pech.
Und bevor ich die gleiche Diskussion wie auf Facebook führen muss: 4 Kinder und die Großstadt Berlin. Nein, das möchten wir nicht ohne Auto. :)

Byebye Auto!


Richtiggestellt
Nun aber mal von der Egomanie weg zu den wichtigen Dingen. Schon etwas älter aber immer wieder gut zu lesen: Ich war auf der Compact-Konferenz und es war ekelhaft von vice. Wunderbare Zusammenfassung der gröbsten Widerwärtigkeiten der Gegenwart: Intoleranz und Hetze gegen "Andere" und die Verwechslung dessen mit Meinungsfreiheit. Auch die Kommentare sind lesenswert.

Israelisch-palästinensisch
sind die Nachrichten dieser Tage. Schlimm. Schlimm und noch schlimmer. Das ist ein nicht sehr intelligenter Kommentar, das ist mir bewusst, und ich feile derzeit an meinem ersten Israel-Artikel, aber eigentlich bin ich sehr sprachlos und es macht mich unendlich wütend und traurig, was in dieser Region passiert, schon wieder, die ich letzten Herbst besucht habe und die der Mann fast zu seiner Heimat gemacht hätte.
Ich traue mich kaum, Dingen Namen zu geben, sofort wallen Gefühle hoch, gibt es Beschimpfungen und Shitstorms. In den Minuten, in denen ich dies schreibe, ist der nur 6 Stunden anhaltende Waffenstillstandsversuch schon wieder vorbei. Was für ein entsetzliches Elend, wie unfassbar dumm und menschenlebenverachtend können Menschen sein, und wie entsetzlich überflüssig ist das alles. Mir fehlen die Worte.

Israel: Zäune, Mauern, Stacheldraht

Malade
Hiddenfromgoogle ist eine Seite der zensierten google-Einträge (gefunden über den Schockwellenreiter). Die Macher sagen:
The purpose of this site is to list all links which are being censored by search engines due to the recent ruling of "Right to be forgotten" in the EU. This list is a way of archiving the actions of censorship on the Internet. It is up to the reader to decide whether our liberties are being upheld or violated by the recent rulings by the EU.
Großartig und unterstützenswert!
Bytheway, wenn wir schon im Netz unterwegs sind: Ich habe angeblich die umstrittene Ehre, in einer Sonderakte des NSA aufzutauchen, oder jedenfalls meine IP-Adresse. Las ich nämlich irgendwann bei irgendwem über das TOR-Projekt, das anonymes Surfen ermöglicht, oder anders gesagt: auch mal an der NSA vorbeirecherchieren zu können, und schaute mir das mal genauer an. Wenige Tage später dann die Mitteilung in den Medien: Wer da unterwegs ist, wird gezielt ausgespäht. Aber abgesehen davon und den Spitzeln und Spionen, die in letzter Zeit so aufgedeckt wurden: Amerika und Deutschland, eine wunderbare Freundschaft.
Mir fällt gerade ein: Wie weit sind wir eigentlich endlich mit dem Asyl für Snowden?

Engagiert?
Dann gab's da noch hunderte misshandelte Kinder in Mexiko, die Ukraine und Russland, schlimme Nachrichten aus Nigeria und Libyen, Schweigen über Mali und ein schlechtes Gewissen, erstens zu unpolitisch zu handeln und zweitens die Nachricht des Buckelwals in der Ostsee genauso emotional aufzunehmen wie Drohnenangriffe in Pakistan, außerdem noch 100.000 tolle Posts von anderen Bloggern. So. Lest Ihr mal selber, ich weiß schon gar nicht mehr, woher die Zeit nehmen zu lesen, zu kommentieren und in die Topfprimel zu pressen. Leben ist einfach zu kurz, um alles richtig zu machen.

Luxusleiden - denn man soll ja immer positiv abschließen
Wie oben erwähnt habe ich einen Opodo-Gutschein über stolze 400 Euro gewonnen. Einziger Haken: Ich muss mindestens 401 Euro ausgeben, damit ich den Gutschein anrechnen lassen kann. Gar nicht so einfach bei den vielen günstigen Angeboten derzeit.
Weiterhin habe ich vor einiger Zeit einen Skyscanner-Fluggutschein über 300 Euro gewonnen (ja, ernsthaft jetzt). Der Haken am Skyscanner-Gutschein: Ich darf höchstens 300 Euro ausgeben, was wiederum bei zwei Personen und einem Standardpreis von meistens 152 Euro p.P. auch nicht einfach ist.
Soviel dazu, einfach, damit Ihr mal Einblick in die Probleme meiner Welt bekommt, ne. Ich weiß, das war mega fies jetzt.


Ich wünsche Euch eine schöne Woche tolle Sommermonate!

Eigentlich bin ich ein Morgenmensch - Brandenburger Unreim

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See mit Schwan

Musikempfehlung für diesen Post: I'm Yours - Sungha Jung, Ukulele Edition

Eigentlich, ja eigentlich bin ich ein Morgenmensch, denn morgens steht die Zeit
ein bisschen stiller, es ist ruhig und friedlich und schön.

Ich komme nur nicht immer dazu, mir das anzusehn, denn meistens,
ja meistens steh ich nicht früh genug auf oder muss ins Büro und die Kinder,
die müssen irgendwas und Ranzen packen und Schulbrote und lauter so Zeug.

Und wenn ich dann losflitz ist der Morgen irgendwo anders, eine laute Stimme hat ihn
irgendwo hinterm Zaun festgehalten und ich hab gar nicht zugeschaut.

Wenn ich abends aus dem Büro heimkomm freu ich mich, mir geht's gut,
aber etwas fehlt, der Morgen lässt mich irgendwie lückenhaft da stehn
und die Stille ist anders und oft gar nicht da.

Aber manchmal fahr ich raus ins Grüne,
dann zelte ich oder nehme mir ein Floß und bin da einfach so mitten drin,
mitten in Brandenburg.

Floß auf See

Und weil ich nicht lang schlafen möchte,
weil so wenig Schlaf hier so viel macht mit mir,
weil ich hier bin, am entspanntesten Ort der Welt, glaub ich,
steh ich dann am Morgen da, ganz früh, und schaue in die Stille und den Morgennebel rein und denke
wie unglaublich geil ist das denn, was kann denn schöner sein als das hier.

Morgennebel über See

Am Liebsten nehme ich die Liebsten mit,
dahin wo andere Kanufahren und malen oder Bisamratten gucken,
da legen wir uns einfach auf die Wiese und machen Wolken gucken oder irgendeinen Blödsinn

zu dem man sonst nie kommt.

Wolken und Baumspiegelungen auf dem Wasser

Und wir fahren ein bisschen aufs Wasser rauf und lassen
die Gedanken mal im großen Zeh Gedanken sein, den wir in das kühle Wasser halten.

Ausblick vom Floß auf den See

Und am Abend, da machen wir ein Lagerfeuer an und hör'n
die Frösche miteinander schnacken und sehn
die Glut den Himmel beleuchten,
oder vielleicht ist das auch die Sonne. Das ist wunderschön.

Lagerfeuer am See

Aber eigentlich, eigentlich bin ich ein Morgenmensch, denn morgens steht die Zeit
ein bisschen stiller, es ist ruhig und friedlich und schön.
Ich komm nur so selten dazu, mir das anzusehn.

Off to wonderland!

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Eigentlich sollte hier jetzt ein Artikel mit meinen Gedanken zum Israel-Gaza-Krieg erscheinen.
Eigentlich.
Er ist fertig geschrieben, die Bilder sind eingefügt, ich müsste nur noch auf "veröffentlichen" klicken. Aber etwas hält mich zurück. Sicher ist es auch, weil ich mir irgendwie auch ein bisschen blöd vorkomme, als wenig-politisch-Bloggende, jetzt auf einmal mit dem Finger auf andere Orte dieser Welt zu zeigen. "Guckt mal, was Ihr alles falsch macht." Fang doch erstmal bei Dir selber und in Deinem Land an. Ja, da ist was dran.

Eigentlich ist der Grund aber, dass ich wütend bin. Tierisch wütend. Dass ich mich geschlagene zwei Wochen mit diesem Artikel befasst und jeden Satz nicht drei- sondern fünfmal umgedreht habe, damit ich mich nur ja richtig ausdrücke. Bloß nichts Missverständliches, es könnte ja einen Shitstorm auslösen. Nein, so ein Artikel würde sowieso einen Shitstorm auslösen. Ich bin wütend, weil ich mir Gedanken um einen Shitstorm mache, noch bevor er passiert ist und darüber Magenschmerzen habe. Wütend, weil ich überlegt habe, ob ich den Artikel veröffentlichen kann, wegen meiner Sicherheit, weil hier ja meine Adresse im Impressum steht. Wütend über all die verschissenen Schwarz-Weiß-Denker da draußen, deren Debatten ich mir reingezogen habe. Wütend, dass zum Beispiel das MiGAZIN, ein "Fachjournal", was die "Kommunikation von MigrantInnen in der Aufnahmegesellschaft fördern und sensibilisieren" möchte und 2012 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde, dass sich auch ein solches Magazin nicht zu schade ist, grassierendes schwarz-weiß-Denken nicht nur zu fördern sondern zu fordern, frei nach dem Motto: Bist Du nicht für uns, bist Du gegen uns, und das Netteste, was ich noch tun kann, ist, Dich einfach aus meiner Facebook-Liste zu schmeißen. Wehe dem, der versucht, zu vermitteln.

Ich habe keinen Bock mehr auf irgendwelche antisemitischen Sprüche, auf das "das wird man ja wohl noch sagen dürfen", genausowenig, wie ich mich weiter mit Islamhass beschäftigen will. Ich habe keinen Bock mehr zu diskutieren und mir Diskussionen reinzuziehen von Leuten, die offensichtlcih kein Interesse daran haben, dass das irgendwann mal mit dem Miteinander klappt. Ich habe keinen Bock, mir von solchen Leuten meine Gedanken madig reden zu lassen oder mir erzählen lassen zu müssen, dass ich selbstgerecht, rassistisch und/oder rechts sei, weil ich es wage, beide Seiten eines Konfliktes zu betrachten, der seit gefühlten Ewigkeiten von der Menschheit nicht gelöst werden kann. Ich habe keinen Bock auf eine entpolitisierte Gesellschaft, die das Diskutieren verlernt hat und nur noch Eierkuchen oder Hass zu kennen scheint. Ja, ich übertreibe völlig. Ich bin auch völlig sauer.

Die depressive Phase hatte ich zuerst, als ich die ersten Toten in meiner Twittertimeline sah. Jetzt bin ich tierisch wütend. Und morgen habe ich das alles akzeptiert und sage:

Wonderland
Fuck you world, I am going to wonderland!

Ihr findet mich für die nächsten Wochen im Schwedischen Nimmerland. In der Hoffnung, dass ich da ein paar Wunder finde oder wenigstens von einem Elch geknutscht werde, damit ich meine friedliche Hippie-Mitte wieder finde.

Machts fein und stellt das Radio bloß rechtzeitig wieder aus
/inka

Grönländische Reise: Uummannaq bedeutet "robbenherzförmig"

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Eisberg, Iceberg

Mein grönländischer Name lautet Affaaraq. Ich wurde getauft, als ich den nördlichen Polarkreis überquerte, wie es in der Seegeschichte Tradition ist.
Meine Reise nach Grönland war weltbewegend, meine Welt bewegend; sie hat den Blick auf einen wesentlichen Teil geändert, meinen Blick auf das Reisen und auf Lieblingsdinge. Denn in Grönland habe ich mich ins Eis verliebt.

Manche Menschen sind der Meinung, Grönland sei fast wie Island. Dabei ist Grönland weniger grün und hat mehr Eis. Es gibt zwei Möglichkeiten für diese seltsamen Namensgebungen: Entweder landete Erik der Rote nach einem erbärmlichen isländischen Winter in Westgrönland, was zu jener Zeit hübscher und fruchtbarer ausgesehen haben mochte, aber wahrscheinlicher ist, dass es sich hier um den ersten gelungenen PR-Coup der Menschheitsgeschichte gehandelt hat, denn Erik hatte das Ziel, Siedler aus Island in das angeblich grüne Land locken.

Wer schon einmal in Grönland war weiß, dass die mehr als 1000 Kilometer zwischen den beiden Ländern auch eine deutliche kulturelle Entfernung bedeuten.

Bunte Häuser an Grönlands schroffer Küste

Grönland
Grönland: wenig Einwohner, bunte Häuser, karges Land, Eis.

Grönländer wirken kauzig-anders auf mich. Sie leben ursprünglich und für unsere Begriffe relativ arm. Straßen gibt es so gut wie keine, im Sommer ist das Boot, im Winter der Hundeschlitten Fortbewegungsmittel der Wahl, Transporte sind teuer. Sie lieben Fisch und Robben- und Walfleisch, haben diese Tiere aber nie über die eigenen Bedürfnisse hinaus gefangen. Sie rücken eng zusammen, was bei der kleinen Bevölkerung in diesem riesigen Land notwendig zum Überleben ist.

Robbenfelle hängen zum Trocknen an der Hauswand
Robbenfelle werden an einer Hauswand getrocknet

In ihren Wohnzimmern hängen Bilder von aufgebahrten Toten zu deren Ehren, sie durften ihre Toten über viele Jahrzehnte nicht mehr überirdisch bestatten, wie es Tradition ist, sondern Dänemark befahl ein christliches Begräbnis, in der Erde, weshalb Tausende von grönländischen Leichen in Grönlands Permafrostboden liegen und nicht zerfallen oder von Tieren gefressen werden, wie es die Tradition möchte, um eins mit Mutter Erde zu werden.
Mehr junge Frauen als Männer studieren in Dänemark, denn der männliche Nachwuchs wird zum Jagen und Fischen und Bootsbau gebraucht. Viele Frauen kommen nicht mehr zurück, denn Arbeit ist rar in Grönland, und die Frauen sind nicht scharf auf ungebildete Männer an ihrer Seite. Die Selbstmordrate unter jungen Männern ist hoch.

Grönländer haben eine ausgeprägte Musikkultur, nie habe ich vorher solche Klänge gehört, dazu tanzen Menschen mit lebensgegerbten Gesichtern und aufwändigen Trachten. Sie lachen gerne und nehmen sofort Kontakt auf, dennoch sind sie zurückhaltend und in ihren Augen sehe ich eine mich fesselnde Melancholie.

Grönländischer Fischer
Grönländischer Fischer

Grönländische Trachten
Traditionelle Trachten der Grönländer

Wir fahren mit einem Schiff der Hurtigruten und landen mit den kleinen Zodiacs an, Dorf nach Dorf in der Disco-Bay. Wir besuchen Uummannaq, das Dorf, was nach dem Riesenfelsen benannt ist, an dessen Fuß die bunten Häuschen verteilt sind, als habe ein Riese sie einfach hingewürfelt. Uummannaq bedeutet auf Kalaallisut "robbenherzförmig".

Dorfansicht Uummannaq in Grönland
Das Dorf Uummannaq ist nach dem großen Felsen benannt, an deren Fuß es steht: "robbenherzförmig"

Nachts schaue ich vom Schiff aus den treibenden Eisbergen in der warmen Mitternachtssonne zu und fühle etwas Neues in mir. Ich fange an, diese Fremde nicht nur aufregend zu finden, ich fange an, sie zu lieben.

Mitternachssonne und Eisberge
Mitternachtssonne in Grönland

Der Moment, der mein Leben verändert, erwischt mich am Ilulissat Eisfjord, in den der Gletscher Eqip Sermia ins Wasser kalbt. Über lange Holzstege erreiche ich den ersten Aussichtspunkt und bin tatsächlich sprachlos über das, was dieser Anblick mit mir macht: Er rührt mich zu Tränen.

Ilulissat Eisfjord Grönland
Stege wurden gebaut, um den empfindlichen Permafrostboden zu schützen
Ilulissat Eisfjord Grönland
Eisfjord Ilulissat: Unendliche Eisweiten

Kilometerweise türmen sich die Eismassen vor mir auf, sie schwimmen so langsam vorbei, dass man fast den Eindruck habe, sie bewegten sich überhaupt nicht - aber man kann es hören, das Knacken und Stöhnen des vorbeiziehenden Eises.

Eisberg, Iceberg, Grönland

Der Himmel strahlend blau und keine kleinste Brise weht. Als wir mit einem kleinen Boot in die Eismassen steuern, dorthin, wo noch genügend Platz ist, spiegeln sich die Gletscher perfekt auf der glatten Wasseroberfläche und meine Kamera streikt ob dieser irrsinnigen Wucht der Farben: Blendendes Weiß, türkisfarbener Himmel, das tiefe Blau des Wassers - mein Hirn streikt mit ihr.

Eisberg, Iceberg
Das erste Mal Eisberge sehen - unbeschreiblich

Ich habe es vorher nicht gewusst, weder habe ich früher der eisigen Jahreszeit besondere Aufmerksamkeit oder gar Liebe geschenkt, noch bin ich ein Schneesportmensch. Heute heiße ich Affaaraq. Es bedeutet so viel wie „die zweite Hälfte“.

Ilulissat Eisfjord Grönland


Småland, Schweden: Edition Licht

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Ach Kinders, was soll ich sagen? Normalerweise finde ich Sonnenuntergangsbilder ja elendig langweilig. Wie schon letztes Jahr mache ich da in Schweden unzählige Ausnahmen. Was immer gesagt wird von dem besonderen Licht im Norden stimmt einfach, ich kann mich hier nicht sattknipsen.
Deshalb heute und hier, total banal: Südschweden, Lichteredition - Von Sonnenlichtern, Sonnenuntergängen, Sternenbildern und Milchstraßen. Und ja, die Sonnenaufgänge habe ich schlicht verpennt, ich hatte ja Urlaub, nichtwahr.
Von den Elchen, dem Ziplinen in 50 Meter Höhe zwischen Schwedens Wäldern und Pippi Langstrumpf erzähle ich Euch ein anderes Mal. Bis dahin: Schweden - herrlich!


PS: Dieses Jahr ist es ungewöhnlich heiß in Schweden und regnet wenig. In Mittelschweden ist daher ein riesiger Waldbrand ausgebrochen, den die Feuerwehr seit Tagen nicht unter Kontrolle bekommt. Lasst uns mal die Daumen drücken: Für die Tiere, für den Wald, für die Menschen und vor allem: für Regen!

See in Smaland, Schweden

See in Smaland, Schweden

Wälder in Smaland, Schweden

Gerstenfelder in Smaland, Schweden

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang über den Wälndern Schwedens

Sonnenuntergang am See in Südschweden

Sonnenuntergang über einem Gerstenfeld in Südschweden

Sonnenuntergang am See in Südschweden

Sonnenuntergang über einem See in Smaland

Sternenhimmel über Ortschaft

Milchstraße, Südschweden
Auf der Suche nach den Perseiden fand ich die Milchstraße. Ich glaube, ich wünsche mir ein lichtstärkeres Objektiv.

Disclaimer: Unterstützt wurde dieser Urlaub von Freunden, mit denen wir jährlich einen Haustausch veranstalten und durch die wir uns dieses wunderschöne Haus am See leisten können. Thank you so much W&P, your house was once again awesome and we had such a great time!

Ich wurde mit zwei Zungen geboren und wusste mit 25 endlich, wie ich meinen Nachnamen buchstabiere

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Falls Ihr weitere beknackte Einzelheiten aus meinem Leben lesen möchtet, schaut doch mal bei Nike von Nike Goingweird vorbei unter den


Mit diesen Fragen an die eigene Person ist das ja immer so eine Sache: Auf der einen Seite werde ich nicht so gerne sehr persönlich weil ich mich immer frage, wen zum Teufel das denn interessieren soll und sicher möchten die meisten Menschen die kleinen dreckigen und angegammelten Einzelheiten von mir überhaupt nicht wissen. Andererseits lese ich solchen Gossip bei anderen immer total gerne. Also habe ich mich bei den letzten Blogstöckchen der 11 Fragen von hippe sippe, HELLO MiME, brasilien.de, Naninkas Travel Spots und dem Mainzer Wohnzimmer erfolgreich aber dreist gedrückt (sorry!), habe bei Nike dann aber super gerne zugesagt, denn ich mag ihre Rubrik und könnte mich immer beömmeln, was die Leute so über sich schreiben.

Solltet Ihr anschließend noch nicht eingeschlafen sein, könnt Ihr Euch gerne noch meine hundertundeins Antworten auf Pascromag durchlesen, ich glaube, ich habe noch nie so lange Fragen beantwortet. Aber ich gebe zu, das macht ja auch ein bisschen Spaß. Nur fürchte ich, überschätzt der arme Mensch da ein bisschen die Geduld seiner Leser. ;)

Regenbogen kotzen - eines meiner vielen Hobbies.
 
Und sonst bin ich ein bisschen am Durchhängen, daher ist es hier etwas ruhig zur Zeit, obwohl es vor allem aus Schweden viel zu erzählen gibt. Leider sind bei mir aber zwei Reisen geplatzt, auf die ich mich sehr gefreut habe und die einiges an Organisiererei gekostet haben und jetzt wieder kosten, sowas ist dann immer ganz schön ärgerlich, besonders bei festen Zusagen. Manche Touristiker denken, glaube ich, dass ich Millionärin und nicht auf Urlaubstage angewiesen bin und spontan jeden Tag das tun kann, worauf ich Lust habe. Dem ist leider nicht so. Aber ich denke, das spüle ich lieber irgendwann mal in stefi_licious Mäkel-Mittwoch. Und ich glaube, ich hab schon Herbstmüdigkeit, geht Euch das auch so?

Habt's fein/
Inka


PS: Die Überschrift ist selbstverständlich ein reiner SEO-Test - klar, oder?

Herbst!

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Pssssssst, riecht Ihr das? 

Es riecht nach Herbst! Der wunderschönen und melancholischen Zeit des Jahres. Ich liebe Herbst!

Herbstliche Bäume
Herbst

Auch wenn ich noch ein ganz klein wenig Sommer vertragen könnte, aber den bekomme ich ja dann im November wieder...
Immer wenn es Herbst wird, weiß ich, dass mein Geburtstag vor der Tür steht, das ist jedes Jahr so. Und nein, im letzten Jahr roch es nicht erst im September nach Herbst, und auch im Jahr davor nicht oder im Jahr davor. Es riecht jedes Jahr Ende August nach Herbst, auch wenn sich jedes Jahr niemand daran erinnern will. Ich weiß das so genau, weil ich am letzten Augussttag Geburtstag habe, und immer schon roch es Tage vorher nach Herbst, so als wollte das Jahr mich ermahnen, in mich zu gehen und mein Älterwerden melancholisch zu resümieren.
Ich mag Melancholie, aber bin noch nie an meinem Geburtstag melancholisch geworden, irgendwie liegt mir das wohl nicht, und das - padderapenkladerradatschBÄM! - obwohl ich in wenigen Tagen mein #mylastthirtysomething beendet habe! Jawohl, ich werde 40 und finde es eigentlich ziemlich schick, denn ich finde mein Leben auch ziemlich schick. Nur dass ich die Party zum 40sten nicht planen konnte, weil ich dachte, ich bin da vielleicht verreist, ist ein bisschen ärgerlich. Aber die mache ich dann vielleicht zu meinem 44sten, genauso wie zu meinem 33sten, eben immer zur Schnapszahl.
Der Vorteil liegt natürlich klar auf der Hand: Weniger Parties mehr Geld fürs Reisen!

So und jetzt: Herbst, komm nur, ich freu mich auf Dich!

Elchknutschversuch Nummer Zwo: Auf Elchsafari in Schweden

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Nase eines Elches
JETZT Inka! JETZT! KNUTSCHEN!

Es gibt so Dinge, ohne die fehlt was am Gesamtbild. Der Schweden-Familienurlaub letztes Jahr war toll, aber irgendwie fehlten uns die Elche. Die logische Konsequenz in diesem Jahr: Wir besuchen einen Elchpark, denn einmal von einem Elch geknutscht worden zu sein wäre doch ein schöner Punkt auf der Haben-Seite.

Die "Elchsafari" im Smålandet, im südlichen Småland gelegen, klingt dann auch wirklich verlockend:
Man fährt mit einer lustigen Bimmelbahn durch die Gegend, was nicht nur für die Kleinen eine Gaudi ist sondern auch viel besser, als mit dem Auto irgendwo lang zu fahren, denn mit dem Auto hat der FahrerMann nicht so viel davon, ganz zu Schweigen vom Kind, was hinten in der Mitte sitzt, wenn man wie wir zu fünft unterwegs ist.

Logo Smalandet Älgsafari
Elchsafari im Smålandet

Dem findigen 13-jähringen fällt natürlich sofort auf, was uns Erwachsenen nicht gleich ins Auge gesprungen ist: Die Älgsafari macht einen auf Jurassic Park und angesichts der Bisons, die man dort ebenfalls sehen kann, finde ich das durchaus passend.

Der Fahrer und Besitzer des kleinen Familienunternehmens Karl-Åke Karlsson händigt uns das Elchfutter höchstpersönlich aus: Äste von Birken und Zweigen, auf die die Elche angeblich so versessen sein sollen, dass sie sogar zur Bahn angelaufen kommen. Ich bin irgendwie skeptisch.

Es geht los!

Gelände des Elchparks Smålandet in Schweden
Der Elchpark liegt auf einem 13 Hektar großen Gelände

Die Bimmelbahn zuckelt rein in den Wald und alle halten gespannt Ausschau. Als schon nach ein paar Minuten der erste Elch gemütlich unter einem Baum sitzt, traue ich meinen Augen nicht, was jetzt passiert: Karl-Åke ruft erst den Elch, der hat aber gar keine Lust aufzustehen. Also geht Karl-Åke hin und redet ein bisschen auf ihn ein, auf einmal steht der Elch - besser gesagt, die Elchkuh, erkennbar am fehlenden Geweih - auf und zuckelt hinter Karl-Åke zur Bahn. 

Elch im Wald
Der Elchvater redet seinen Elchen auch mal gut zu, damit diese sich an der Bahn sehen lassen

Das Gespräch der offensichtlich eng Vertrauten stelle ich mir in etwa so vor:

Karl-Åke: "Süße, da gibts UNMENGEN an lecker Ästen, guck mal, da, willste nicht mal hinschauen?"
Elch: "Ochnöö, ich hab doch vorhin schon so viel gefressen."
Karl-Åke: "Dabei sage ich Dir, dass Du Dir das einteilen sollst!"
Elch: "Was soll ich denn machen? Die ganzen großen Augen der Kinder drücken mir die leckeren Zweige vors Maul, würdest Du da nein sagen?"
Karl-Åke: "Ach, a propos Kinder, guck doch mal, da im Zug sitzen sooo viele Kinder, und die gucken schon gaaanz traurig, weil Du nicht aufstehst."
Elch: "Das ist so eine Erpressung!"
Karl-Åke: "Die ARMEN Kinder!"
Elch: "Herrgottsakra! Dafür schuldest Du mir was!"

Die Elchkuh, nennen wir sie Maria (ich habe leider nicht alle Namen der Elche behalten, während der Kleine die aber alle noch aufsagen kann), stapft langsam am Zug vorbei und zerkaut gemütlich die Äste, die ihm hingehalten werden.
Wie - wat, die lässt sich sogar streicheln?!

Elch steckt seine Nase durchs Zugfenster
Die Elchkuh, nennen wir sie Maria, ließ erst von der Essenssuche ab, als die Bahn wieder losfuhr

Erst einmal angefixt, versucht sie, unseren ganzen Wagen zu durchsuchen nach irgendetwas zu fressen, unglaublich.
Der Große erfindet sofort den neuesten Trend, das "Elchie" (krkrkr, Nachahmer dringend erwünscht!):

Selfie mit Elch!
Das #Elchie! Neuester Trend des Selfies! © @linmikwa

Die Elche sind, wie es scheint, total verfressen, super gemütlich und zutraulich und haben überhaupt kein Problem damit, den Kinder- und Erwachsenenhänden begrabbelt zu werden. Die nächsten Elche kommen dann auch ganz ohne Überredungskünste direkt zur Bahn.

Zutraulicher Elch lässt sien Geweih anfassen
"Ach Du bist aber süüüß."

Ich schwöre, ich bin froh, dass diese Szenen niemand auf Video festgehalten hat, denn - äh - also es gab da den ein oder anderen Erwachsenen, der zum Kind wurde und eventuell ein Kind mal zur Seite geschoben hat, um selber den Elch streicheln zu können. *hüstl*

Elchfütterung
Aaaaaawwww!

Anscheinend sind einige Besucher nicht das erste Mal hier, die haben sich das Futter eingeteilt; wir sind so begeistert, dass wir natürlich den ersten Elchen direkt alle Äste hingeschmissen haben. Aber wir haben noch Möhren und Gurken als Proviant dabei und es stellt sich raus, dass die süßen Viecher sowas ziemlich lecker finden (und ja, ich habe natürlich vorher gefragt ob wir das füttern dürfen!).

Elch mit Geweih, Elchfütterung mit Mohrrüben
Und ich so: Schwer verliebt!

Zwischendurch geht es noch ins Bison-Gehege. Die Tiere sind so riesig, das ist echt unfassbar. Die Menschen auf dem Zug vor mir sehen auf einmal ganz winzig aus.

Riesiges Bison am Zug
Öh... das ist... GROSS!

Sie sind sogar dermaßen groß, dass ich keine vernünftigen Fotos hinbekomme, während sie vor mir stehen, denn das sieht dann nur aus wie ein seltsames Puzzleteil mit seltsamen Proportionen.
Das abgeteilte Gehege, in das man übrigens nicht mit dem Auto hineinfahren darf, finde ich relativ klein für diese riesigen Tiere, aber es gibt Nachwuchs, also scheint es ihnen wohl gut zu gehen.

Bisonfütterung inklusive Streicheln
Bisons mögen Möhren - wer hätte das gedacht.

Auch die Elche haben Nachwuchs bekommen, seitdem das Familienunternehmen vor 10 Jahren eröffnet hat.
Als sich zum Schluss noch Big Daddy aka "Phillip" sehen lässt, bin ich ein kleines bisschen zu beeindruckt, um einfach drauf los zu knutschen, ich Sissi.

Elchfütterung
Big Daddy-Oh!

Aber der Mann versucht es dann doch noch - vergebens, Phillip steht wohl nicht auf Kerle.

Versuch des Elchknutschens
Knutschversuch, der von Phillip eher skeptisch betrachtet wird

Knapp eine Stunde ist jetzt um und tatsächlich reicht das auch. Durch das ganze "Ooooh, guck mal", "Aaaww, lass mich mal", "Uuuuh, streicheln!", "Jetzt! Knutschen" und "Mach ein Foto! Mach ein Foto!" sind wir total fertig und wollen erstmal die Bilder im Kopf und auf den Kameras sichten und sacken lassen. 

Nach der Tour geht es noch in den Streichelzoo und außerdem müssen wir noch etwas länger bleiben, weil sich herausstellt, dass das ansässige Sommercafé das leckerste Zitronensorbet-Eis von Welt verkauft.

Sommercafé mit Eis
Leckerstes Eis im Sommercafé

Ach ja: Auf die Elchwurst habe ich dann allerdings verzichtet, ich glaube, die Kinder hätten mich eher umgebracht. ;)

Werbeschild Elchwurst-Hotdog
Elchwurst - nach der Herkunft habe ich nicht gefragt.

TTT - TierischeTouriTipps


  • Das Smålandet Älgsafari ist ein supersympatisches Familienunternehmen. Da sie teilweise von Besuchern mittlerweile überrannt werden, sollte man während der schwedischen Sommerferien sicherheitshalber vorher reservieren.  
  • Von allen Familienunternehmungen in Småland war dieses mit 15 Euro/Erwachsener und 10 Euro/Kind weit unterhalb üblicher schwedischer Preise und wurde von allen Familienmitgliedern (7 Jahre, 13 Jahre, 16 Jahre & Erwachsenen) mit dem Prädikat "Unbedingt machen!" versehen.
  • Der Hof ist super hübsch und lädt zu weiterem Verweilen ein, Streichelzoo inklusive. Ein kleiner Shop bietet weitere Informationen zu anderen Unternehmungen in der Umgebung, netten Klimbim und Informationen zu den Elchen.
  • Unbedingt ein Zitronensorbet-Eis essen, es war das leckerste Eis, was mir je untergekommen ist!

Disclaimer: Vielen Dank an die Karlssons, die mich samt Familie zu einer Tour eingeladen haben. Bestochen wurde ich für diesen positiven Artikel jedoch ausschließlich mit Elchblicken.

    Topfprimel Wochenrückblick Nr. 6, 2014

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    Der Topfprimel Wochenrückblick beantwortet Fragen zum WieWarsWochengefühl inklusive anekdotischer und herzlastiger Netzfundstücke.

    Tierisch
    die irren Comic-Gesichter der Laura J! Unbedingt ansehen: Ganz.Großes.Kino! Inklusive Instagram-Profil!

    Gesicht mit aufgemaltem Comic-Gesicht
    Makeup-Artist Laura Jenkinson. via mymodernmet

    Oberaffengeil
    ist das Selfie eines Macacas aus Indonesien ja, Ihr habt die Geschichte vielleicht gelesen.

    Selfie eines Macacas
    via Wikimedia Commons

    Ein bisschen traurig für den Kamerabesitzer, noch trauriger für den Affen, der sich jetzt keine Luxusvilla bauen lassen kann: An den Fotos hat niemand die Urheberrechte, entschied jetzt die US-Copyright Behörde. Also genauer: An sämtlichen Fotos, die von "Pflanzen oder Tieren" ausgelöst wurden, besitzt niemand die Urheberrechte.
    Ich frage mich, wie das wäre, wenn ich als Künstlerin einen, sagen wir, biotechnisch ganz ausgefeilten Versuch mit Kamera aufbauen würde, und dann würden z.B. wachsende Bohnen irgendwann den Auslöser drücken, also hätte ich dann wirklich keine Urheberrechte? Und die Bohnen auch nicht? Ich würds ja fair finden, wenn ich z.B. sämtliche Rechte einsacken würde und dafür sicherstellen müsste, dass die Bohnen ein großartiges Leben bis zu ihrem Pfannentod führen können. Warum haben Bohnen keine Rechte?

    Plond und plöd
    komme ich mir vor, wenn ich diesen Text lese, ich kapiere davon ungefähr gar nichts. Aber ich will solche Animationen wie im gezeigten Video auch aus meinen Fotos zaubern können!!einself!

    Frisch
    gestorben wird immer, frisch gediamanted kann man nun auch werden. Wird schon länger gemacht, ist in Deutschland mt Umwegen wohl seit ca. 10 Jahren geduldet: Das Pressen eines Diamantes aus einer Leiche. Den schicken "Erinnerungsdiamant" darf man sich dann... irgendwohin stecken.
    Aber Achtung: Sagt Eure/m/r Liebsten rechtzeitig Bescheid, Ihr müsst dann nämlich gaaaanz laaaangsam verbrannt werden, sonst geht's nicht!

    Plakate zur Diamantbestattung
    Die Plakate hängen im Schaufenster eines Bestattungsinstitutes in Berlin an der Kurfürstenstraße.

    Plagegeistrig
    Immerwährendes aktuelles Thema: Dont't feed the trolls! Die eigentlich wichtige Aussage an diesem Artikel: Seid Euch bewusst, dass Medien und noch leichter Internetmedien gerade durch das interaktive Web 2.0/3.0 gesteuert werden können und Sachlagen überprüft werden müssen! Das ist schwierig, das sind langwierige Aufgaben, starten wir doch beim Bewusstsein, dass nicht alles als bare Münze angesehen werden kann, was ich in meiner Twittertimeline, auf Facebook sowieso nicht oder auch auf SPON lese und dass das, was ich auf Bildern sehe, zwar keine Lüge ist, die Wahrheit aber auch nicht erzählt.
    Und: Wir brauchen dringend ein fest etabliertes Schulfach Medienkompetenz! Wenn ich höre und lese, wie manche Studenten sich heute ihre Arbeiten zusammen"recherchieren" wird mir ganz anders.

    Reisemäßig
    Lesenswert: Unser holpriger Start in Südamerika von Today we travel. Wunderbar geschrieben über die Müdigkeit des Reisens, der Fremde und auch über den kleinen Burn-Out, nachdem endlich alles zu Hause organisiert ist (oder auch nicht).
    Passt außerdem ein bisschen zum Hashtag, der gerade auf twitter herumgeht: #reisebloggermythen. Damit wollen Reiseblogger nicht Jammern, wie unterstellt, sondern den gängigen Klischees entgegentreten, das Leben als Reiseblogger sei eine einzige Sause und es gäbe die ganze Zeit schlicht "Reisen für lau".
    Das Thema ist in den Foren ein Großes und da ich mittlerweile regelmäßig Anfragen bekomme, wie man es denn anstellt, so für lau und so, überlege ich, einen Post darüber zu schreiben, bin mir aber nicht sicher, ob so ein Metathema interessiert, ob das überhaupt interessiert und nicht total zum Gähnen ist. Gibt es Meinungen dazu?

    Italienisch
    Katrins Rom-Post auf ihrem Blog viel unterwegs mit den wichtigsten Stationen des Illuminati-Romans ist super lesenswert, selbst wenn man den Roman wie ich nicht kennt.
    Habe ich erwähnt, dass ich mal wieder einen Fluggutschein gewonnen habe? Nach Rom geht es daher im nächsten Frühjahr, für ein irrwitzig kurzes Wochenende, oder wir lassen den Rückflug verfallen und bleiben einfach noch da, genaueres ist noch unklar. Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf, ein Städtetrip ist schon viel zu lange her, Rom wartete auf uns schon seit Ewigkeiten und nun ist es endlich soweit. Katrins Tipps nehme ich dafür auf jeden Fall mit.

    Magnifique
    Selbstverständlich lobe ich mich nie. *hüstl* Aber ganz verliebt in meinen neuen Loungetisch darf ich sein, oder? Habe ich neulich in einer Hauruck-Aktion aus unseren übermäßig vorhandenen Holzresten aus dem alten Dachboden zusammengezimmert und bin sowas von verknallt.
    Allerdings war ich zu faul für eine Extra-Grundierung und es stellte sich heraus, dass die Bienenwachslasierung nicht ausreicht als Regenschutz, daher steht er nun in der Garage und ich muss ihn erst noch einmal hervorkramen, um einen richtigen hübsche DIY-Post darüber zu machen.

    Gartenlounge mit Holztisch
    DIY-Loungetisch

    Energiegeladen
    war das Genius Loci Festival in Weimar am vorletzten Wochenende. Ich hatte das Glück, als Festivaltesterin ausgewählt worden zu sein, inklusive einer Übernachtung. Licht und Sound, ich sage nur: wow! Davon abgesehen, dass ich Weimar bei meinem Sommerbesuch ja wirklich schön und interessant fand, waren diese Installationen noch einmal die Reise wert: Supermodern und spannend, das Festival of Lights in Berlin ein Fliegenschiss dagegen.
    Anbei ein kleines Video, wer mehr darüber erfahren möchte, schaut in meinen Festival-Bericht.
    Wer übrigens etwas gewinnen möchte: Über die Festivaltester-Berichte könnt Ihr abstimmen und dabei ein ziemlich schickes Wochenende in einem Verwöhn-Hotel in Thüringen gewinnen. Netter Nebeneffekt: Bekommt mein Bericht die meisten Stimmen, gewinne ich auch ein schickes Wochenende, allerdings inklusive Sporteln. Sollte ich gewinnen, verstehe ich das daher selbstverständlich als eine fiese Anspielung auf mein Alter!


    Leidenswillig
    Eigentlich sollte der Abschluss hier ein anderer sein. Gestern Abend aber passierte es, da nominierte mich Christina aka Mrs Berry doch tatsächlich zur #IceBucketChallenge!
    Das konnte ich schlecht ablehnen, hatte ich doch auf Facebook bereits kundgetan, dass mich die Anti-#IceBucketChallenger irgendwie nerven, denn das sei doch mal ein guter und offensichtlich tatsächlich erfolgreicher Weg, um für eine Krankheit, die aufgrund ihrer relativ geringen Verbreitung nicht sonderlich lohnenswert für die Forschung ist, ganz ordentlich Geld zu sammeln, ohne dass irgendwelche Gelder verschwendet oder Wälder abgeholzt würden (ja gut, die Eismassen der Antarktis sind jetzt wohl kleiner, aber mei...).
    Da hatte ich mir also ein kleines Ei gelegt und musste noch am Abend ran, auch wenn das zugegebenermaßen jetzt ein kleines Gschmäckle von abertausendfach produzierter Selbstinszenierung bekommt.
    Für Euch also heute und hier:

    Inka, die Sissi! Meine Umsetzung der Icebucketchallenge




    Ich wünsche Euch eine trockene Woche.

    Geburtstagsjahresrückblick

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    Heute heißt es einmal wieder: Heute ist mein Geburtstag und deshalb schreibe ich jeden Blödsinn! Daher fange ich gleich mal so an:
    (Für den vollen Genuss einmal hier klicken bidde!)

    Me wishes myself an aawwwfullysome Happy Birthday!


    Inka vor Schuppen mit Blume im Mund


    Jaa, heute bin ich 40 und eigentlich hatte ich mir ein rauschendes Fest vorgenommen. Stellte sich aber raus, dass bis kurz vor knapp nicht klar war, ob ich überhaupt zu Hause bin, und dann hatte ich die letzten Tage irgendwie so gar keine Lust, eine Party vorzubereiten. Also fahre ich heute zu Freunden auf den Ponyhof, denn mein Leben ist schließlich einer, die feiern da heute 20-jähriges Bestehen und ich eben dazu mein doppelt so langes, passt doch super. Dort lasse ich mich dann von einem dicken Pony herumtragen. Den Fotobeweis gibt es später.
    Wobei das übrigens alles furchbar unspektakulär ist, ich hatte mir den 40sten ja so ein klein wenig dramatischer vorgestellt, mit wenigstens ein bisschen Nervenkrise und so. Und jetzt: Gar nichts. Enttäuschend.Vielleicht liegt es ja daran, dass ich meine ersten grauen Haare bereits mit 15 bekam, da hab ich diese Nummer schon durch.

    Weil ich Traditionen mag, gibt es heute auch wieder eine Bucketlist- und Jahresrückblicksbesprechungwie schon in den Jahren davor, die eigentlich nur aus unglaublich langer Herumquatscherei besteht, weil ich mir das ja sonst nicht auf diesem Blog leiste, gell.
    Wobei mir übrigens aufgefallen ist, dass dieses kleine Blögchen nun schon ins dritte Jahr geht, na sowas, und ich hab es wieder verschlafen. Dafür gibt es demnächst - trömmderadatrömm! - mein erstes feines kleines Gewinnspiel. Für Kaffeeliebhaber. Lasst Euch überraschen!

    Noch kurz eine Bemerkung zur derzeitigen gehässigen Diskussion über Bucketlisten: Bucketlisten sind mitnichten automatisch ein "Abhaken" von Ereignissen oder eine "Checkliste"à la "Ich hab schon ganz Europa, Amerika und Asien gemacht, fehlt noch Australien" oder ähnliches. Meine Bucketlist ist eine Erinnerung an die kleinen feinen und großen Dinge, die irgendwann in meinen Träumen aufgetaucht sind, und Träume darf jeder haben, oder? Gepaart mit guten Vorsätzen für das neue Jahr.
    Sowieso mag ich's nicht, wenn Leute ihr eigenes kleinkariertes Denken anderen unterstellen oder gar überstülpen - so, haha, here you go, fresst dies, die Ihr neulich über Bucketlisten so abgelästert habt, yeah. Es gibt in diesem Post auch keine "da-und-da-war-ich-überall"-Auflistung. Das klingt mir zu protzig, irgendwie, eben wie ein Abhaken. Mag ich nicht, genauso wenig wie diese Rubbel-Landkarten "Guck mal, da war ich schon überall". Dabei sagt das doch so gar nichts aus und kommt darauf an, was jemand erlebt hat, nicht, wo seine Füße überall gestanden haben, und das ist ein Riesenunterschied. Oder wie ich hier schonmal erwähnte: Es stimmt leider nicht, dass Menschen durch das Reisen schlauer oder toleranter werden. Auch unter Dauerreisenden finden sich wahre Idioten.
    Übrigens, hab ich schon erwähnt, dass ich Bucketlisten mag? Hier ist die also, meine

    Bucket List anno 2013


    • Einmal mit dem Mann richtig Urlaub machen, mit Füße hoch und so. - Nope. Richtig Urlaub haben wir schon, glaub ich, aber das mit dem Füße hoch klappte bisher nicht. Die Welt ist einfach zu spannend.
    • Mit der Südostasien-Tourplanung endlich voranschreiten. - Ähm... jein. Gab eigentlich sogar schon Zeitpunkt und favorisierte Orte und so, aber nun kommt Südafrika "dazwischen"... SOA muss also erst einmal wieder verschoben werden, so gelenkig ist mein Chef nun auch wieder  nicht.
    • Die Topfprimelregelmäßig schreiben. - *hust* Also, sie wird weiterleben, die Topfprimel, habe ich beschlossen, aber wohl eher in Monatsform, alles andere bekomme ich ja offensichtlich nicht gepflanzt.
    • Mich auf mindestens einer Hochzeit benehmen. - Jep.
    • Nicht mehr so viel rumjammern wegen ein paar Dellen auf dem Oberschenkel. - ...
    • Das bescheuerte Fitness-Studio kündigen. Örks. - JA! Ich habs getan! Es leben die Dellen!
    • Meine Bude gästewürdiger gestalten. - Ein GANZ kleines bisschen. Immerhin war bis Vorgestern der Floc vom Flocblog mit seiner wunderhübschen Freundin zu Gast und auch die Frau Hibbel hat mich dort schon mal beehrt.
    • Wenigstens ein angefangenes Fotoprojekt abschließen. - Ist passiert, *dieses hier* liegt mir besonders am Herzen, weil es so schön verschiedene Stationen meine Südamerika-Tour beschreibt, und *dieses hier* fand ich eine tolle Idee.
    • Mehr Fotos von tollen Fotografen anschauen. - Ja, dann und wann, und da passt außerdem mein kleines Geschenk, dass ich gestern pünktlich zum Geburtstag von Lonely Planet bekommen habe: Der neue Bildband "Lonely Planets großartige Welt". Naja gut, es ist ein Rezensionsexemplar. Ich sehe es als Geschenk. ;)

    • Weniger Zeit vor dem Rechner verbringen. - Ähm... schnell weiter...
    • Mehr Wandern gehen. - Das ging mir leider tatsächlich ziemlich ab, deshalb habe ich gerade die Idee, sobald das Wetter besser wird, einfach ein bisschen durch Brandenburg durchzumarschieren.
    • Tauchkurs machen. - Nein, leider nicht. Zwischen Hausumbau und den Reisen war nirgendwo Platz dafür. Aber das kommt noch, auf eine nächste Bucketlist.
    • Das Mosaik unserer "Gaudi-Garage" endlich fertig machen. - Ganz.schnell.weg.mit.diesem.Thema.
    • Mich beim Geburtstag meines Neffen blicken lassen. - Jawohl!
    • Alte Freunde besuchen. - Viel zu selten, aber: heute!
    • Mindestens genauso viel diskutieren wie bisher, mich dabei aber nicht so unbeliebt machen.- Ich glaube, das hat mal wirklich gut funktioniert. Wer jetzt lacht ist doof!
    • Trampeltiere im Schnee fotografieren. - Tja, die Trampeltiere gab's, aber welcher Schnee? Das war ja wohl nix, lieber Winter. Du musst bitte ab dem 24sten Dezember ran, ich möchte nämlich an Weihnachten aus Südafrika zurückkommen und irren Tiefschnee sehen!

      Inka reitet ein Trampeltier

    • Geduldiger werden. - Das wird im Leben nix mehr und ich streiche das jetzt. Ist ein blöder Vorsatz. Das Leben wird schneller, die Zeit kürzer, warum also sich in Geduld üben?
    • Spleens abbauen. - Welche Spleens?
    • Mutiger bloggen. - Noch viel zu wenig. Das "habt-mich-lieb-Häschen" sitzt noch viel zu tief.
    • Eine SUPER-PARTY zum 40sten planen! - Siehe oben. Ich plane jetzt Schnapsgeburtstag, das heißt, je eine Party zur Schnapszahl, hab ich schon zu meinem 33sten gemacht und ist, wer rechnen kann, auch einfach klar günstiger.
    • ... to be continued...- Nee, da wurde nix continued.
    Und auch, zum #last30sth zu twittern und zu bloggen und das supertolle Hashtag unter den Enddreißigern zu promoten ist elendig vergessen worden - sorry Du armer Hashtag, dabei warst Du so toll, nur bin ich jetzt leider zu alt für Dich.

    Und dann war da noch:

    Lieblingsbild des letzten Jahres

    Das beurteilende Auge ist anscheinend kritischer geworden, die Umsetzung leider nicht besser. Deshalb finde ich zwar einige Bilder "ganz nett", aber es gibt kein einziges, was ich so richtig mag oder auch nur ansatzweise intessant finde, weil es eine Geschichte erzählt. Schade. Ich muss deshalb sehr dringend bewusster und weniger hektisch fotografieren.

    Jerusalem, Klagemauer
    Jerusalem. Fotografieren fand ich schwierig, viele möchten nicht abgelichtet werden, daher ist meine
    "gute Ausbeute" eher mager. Die Bilder berühren mich heute dennoch wegen der aktuellen Geschehnisse am meisten.

    Kleiner Junge bläst Kerzen einer Messe aus
    In der Grabeskirche in Jerusalem machte sich dieser kleine Junge während der Messe den Spaß, die Kerzen auszublasen.

    Huskeys
    Aber auch dieses Bild mag ich: Diese Szene auf einer Huskyfarm in Südtirol hat wohl nicht nur mich gefesselt... diese Augen!

    Umwerfenster Anblick

    Freigelegte Balken des Dachgeschosses
    Das Dach beim Umbau, juchu, was für ein toller Blick in den Himmel!

    Erneuert

    Siehe oben.

    Von uns gegangen

    Ein Pfirsichbaum. Gottseidank lebt der zweite noch und der trägt dieses Jahr zwar weniger aber dafür unglaublich tolle, riesige, schmackhafte Früchte - yummii!
    Es ist übrigens friedlich an Altersschwäche eingeschlafen und im Frühjahr einfach nicht mehr aufgewacht. Welch ein schönes Ende.



    Dazugekommen

    Grumpy Eulalia!

    Gefilzte Eule von Swig
    Unsere neue Dachbodenmitbewohnerin

    Unsere neue Mitbewohnerin! Bei wem es jetzt nicht sofort klick macht, der sollte mal hier klick machen, Swig ist nämlich die weltbeste MitbewohnerInnen-Filzerin, und mit viel Geschick und Geduld und Augenaufschlägen habe ich eines ihrer Werke ergattert und Eulalia kam nun direkt aus Paris daher geflattert. Anschließend nahm sie das Haus in Augenschein und dann selbstverständlich den Dachboden in Beschlag. Auf den ersten Blick verstehen wir uns total gut, den grumpy Blick sagt man mir schließlich auch schon seit der dritten Klasse nach.

    Wiedergefunden

    Meine alten mixed CDs, weil Herbert, das neue (alte) Auto, keine MP3s kann. Die nächste Party ist jetzt schon gerettet.
    Meine Bilder aus Grönland und aus Afrika. Sollte ich dringend mal in einige Posts umarbeiten. Ja.  

    Blödester Moment

    Toitoitoi, so richtig blöde Momente gab es nicht. Es gab zwar den ein oder anderen Unfall in der Familie, aber ich erfuhr das jeweils erst in dem Moment, als klar war, dass niemand das Schlimmste fürchten muss.
    Es gab einen ziemlich blöden Moment in Island, der war aber gleichzeitig der Beweis, dass ich mit dem Mann durch dick und auch durch dünn gehen kann.
    Ok, das klingt jetzt total oll nach "Jetzt macht sie auf Ponyhof" oder als ob ich persönliche Probleme hier verberge. Nee, es gibt mal ein Wehwehchen, aber so richtig blöde Momente gab es tatsächlich nicht. Unglaublich toll, oder? Dankbar bin ich dafür, und wie!

    Lieblingsanschaffung

    Lieblingsmensch

    Hab ich mich nicht getraut zu streichen als Kategorie, obwohl sie doch zu schwülstig ist. Also daher noch einmal das Walter Mitty-Foto vom Mann aus Island beim Whalewatching:

    Walter Mitty Mann Island
    Orrrrrrrrr....

    Lieblingsmotto

    Das vom letzten Jahr mag ich natürlich immer noch, dieses Jahr entscheide ich mich für:

    Beine in Gummistifeln mit Spruchtext


    Bucket List für das 40er Jahr


    • Nicht mehr der Zeit so hinterherhetzen. Derzeit bekomme ich das mit dem Job, dem Blog und dem restlichen Leben 1.0 nicht soooo gut unter einen Hut.
    • Eine fantastische Zeit in Südafrika mit Katrin von vielunterwegs haben. Ende November geht´s los, aaawww!
    • Das mit den besseren Fotos hinbekommen. Wichtig!
    • Mein Studium schmeißen. Das wird irgendwie nix mehr und eigentlich habe ich damit schon das erreicht, was ich wollte. Mich noch weiter quälen und die Masterarbeit hinauszögern, wofür? Ich muss mich nur noch überreden, dass das ne gute Idee ist. Aber die Alternative wäre, das Blog für eine längere Zeit zu schließen, beides zusammen geht nicht.
    • Wenigstens eine der derzeitigen grandiosen Reiseideen in die Tat umsetzen.
    • Bienen! Neben dem Kamelprojekt, was ich habe schleifen lassen, weil sich die Objekte meiner Begierde leider alle nicht in meiner Nähe befinden, möchte ich immer noch Imkern lernen und meine eigenen Bienchen haben und habe beschlossen, jetzt endlich in den Imkerverein einzutreten, obwohl ich noch gar nicht weiß, ob das mit dem Pachten des gewünschten Bienenunterstell-Platzes klappt, unser Garten ist nämlich ein kleines bisschen zu klein dafür, weil die Bienchen eine freie Flugschneise haben müssen.
    • Dazu passend: Mehr über den Garten und Berlin bloggen. Weil is so schön hier.
    • Unerledigte Dinge fertigbekommen. Sicherheitshalber lege ich mich jetzt nicht weiter fest.
    • Das neue Format für die Topfprimel einführen.
    • Trampeltiere im Schnee fotografieren bleibt einfach mal auf der Liste bestehen. Ich möchte einen richtigen Winter!
    • Entrümpeln. Doppeldeutig.
    • Das Leben weiter so sehr schätzen und lieben wie bisher. 

    Die Quintessenz ist wohl: Eigentlich darf mein Leben genauso bleiben wie bisher, mit ein paar Extraüberraschungen, mehr Weltfrieden und ein bisschen mehr Schoko.

      Happy Ending - Ziplining in Schweden *VIDEO*

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      Heute geht es nach Schweden, zu der Zipline! Genauer: Nach Småland. Zu der Ziplineüberhaupt! Ganz genau: Zur niegelnagelneuen, frisch eröffneten und deshalb wagemutig von mir erprobten längsten Zipline Europas!

      Ich bin null aufgeregt. Höhe meistere ich immer mit links!

      John ist verrückt, eindeutig. Er hat ein großartiges Charaktergesicht wie Willem Dafoe, und die Mischung aus leicht angehauchtem Hippie-Ismus, Bhuddismus und dem sorgfältigen schonenden Umgang mit der Natur im Einklang mit seinem Mammutprojekt lässt erahnen: Der war in seinem Leben viel unterwegs.

      John kam die Idee, eine eigene Zipline zu bauen, vor 13 Jahren in Thailand. "War sie so gut?" frage ich. "Nein, total furchtbar", sagt er und grinst. Er legt sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit und hat alles selber gebaut.

      Genauer kann ich das leider nicht erfahren, denn John ist total beschäftigt, heute ist an der Zipline wahnsinnig viel los. Während der Bauzeit hat sich das Projekt des verrückten Schweden herumgesprochen und jetzt rennen ihm die (bisher noch ausschließlich schwedischen) Kunden die Bude ein.
      Kein Wunder: Es ist sehr hübsch hier, sehr schwedisch, John hat sich das "Little Rock Lake"-Gebiet ausgesucht, was teilweise Naturschutzgebiet ist und nur unter strengen Auflagen genutzt werden kann. Aber John ist ein Naturtyp, das merkt man: Alle Schilder, Treppen, die Aufenthaltsterrasse, Tische, Stühle und auch die Türme - einfach ALLES ist hier selbst gezimmert!

      Superhübsch: Die selbstgezimmerte Terrasse, Tische, Stühle, und drumherum das Naturschutzgebiet Little Rock Lake.

      Wir besprechen kurz die Möglichkeiten: Es gibt eine blau-grüne Route, die ist harmloser und eine schwarze Route.

      Worum es hier eigentlich geht?

      Beim Ziplining oder auch Seilrutschen"sitzt" man im Klettergurt, der mittels Karabinerhaken an einem Drahtseilsystem angebracht wird. Und dann wird eben nur noch entlanggerutscht, in der Regel zwischen zwei Punkten über einer Schlucht, bei der Little Rock Zipline schwingt man sich so von Turm zu Turm.

      Der Mann macht es Euch hier mal vor, ja? Und fühlt sich wohl etwas albern dabei.

      Die 5 letzten Abschnitte ergeben die blau-grüne Route, alle 9 zusammen ergeben die schwarze Route, die je nach Gruppengröße (6-12 Leute) eineinhalb bis zwei Stunden dauert!
      Ja, die Kids mit 16 und 13 können auch die schwarze Route fahren, wenn sie sich trauen, sagt John.
      Ich bin natürlich total scharf auf die Schwarze, die bis zu über 50 Meter hoch ist und ca. 1,5 Kilometer lang, yaaiiiii, ich kriege schon glänzende Augen und Bauchflattern, wenn ich nur daran denke!
      Den 7-Jährigen, so wird beraten, kann man vor einen Erwachsenen schnallen. Nach kurzer Beratung trauen sich das alle drei Kids auch zu, wow, wir werden also gemeinsam die schwarze Route fahren!

      Der Ablauf ist noch einigermaßen durcheinander, oder die Buchungen, jedenfalls müssen wir erst warten bis zur nächsten schwarzen Gruppe, die sich dann als voll herausstellt und warten dann noch einmal, insgesamt leider ganze 4 Stunden, was anstrengend ist und mir fast das Erlebnis verleiden will, zumal sich das schöne Wetter irgendwann verzieht und ich die Emma, meine DSLR, sicherheitshalber wegpacke. Aber ich habe ja genau für solche Situationen mein iPhone mit Spritzwasserschutz angeschafft und beschließe daher, diese Aktion mal ausschließlich mit Instagram-Bildern und einem iPhone-Video festzuhalten.

      Die Wartezeit vertreiben wir uns aber dann doch noch ziemlich hübsch am nahegelegenen, unheimlich schönen See, außerdem können wir uns das Gelände anschauen, schon mal auf den ersten Turm raufklettern und die Aussicht genießen, den Start einer blau-grünen Gruppe verfolgen und beknackte Fotos von uns machen.

      Alle Schilder, Treppen, die Aufenthaltsterrasse, Tische und Stühle - einfach ALLES ist hier selbst gezimmert!

      Tipp gegen Langeweile: Die Dinger, an denen man dann an den Seilen aufgehängt wird (da links neben meiner Hüfte), sehen fast wie so supergalaktische Laserkanonen aus. Wie Colt Sievers zieh ich meine Waffe und BÄM!... Achung!... Bämbäm!... Ach Kinners... rennt doch die Leute nicht um! ... Die gucken schon so komisch...

      Im Gegensatz zur schwarzen Route, die von einem Turm startet, beginnt die blau-grüne Route an einer Plattform mitten im Wald. Während wir durch das Gelände stapfen, um eine andere Gruppe zu beobachten, erklären uns die Guides, dass wegen des Naturschutzgebietes alles entweder per Helikopter oder die letzten Meter per Muskelkraft angeschleppt werden musste, was ich mir kaum vorstellen kann. Eine lange Treppe aus wunderschönem Holz hat John höchstselbst bei Minus 20 Grad im letzten Winter gebaut, um endlich fertig zu werden. Dass das bei den Guides schwer Eindruck macht, ist ihnen deutlich anzumerken.
      Mitten im Wald gibt es dann nicht nur Preiselbeeren zu naschen sondern auch eine Hinweistafel auf Wölfe. Beim Bau der Zipline wurden Spuren dieser Tiere gefunden - die Gruppe freut sich. Ich bin total angenehm überrascht, dass es hier auch darum geht, den Gästen die Schönheit und den Wert der schwedischen Natur beizubringen, das ist natürlich nach meinem Geschmack, und vermutlich auch nach dem Geschmack der EU: Laut John wurde die Zipline zu einem Drittel von EU-Geldern finanziert, das dürfte recht hohe Auflagen an Nachhaltigkeit mit sich gebracht haben.

      Beim Aussichtsturm spendet man für die Frösche, das Plumsklo ist vermutlich sehr naturisch, leider riecht es und sieht es auch so aus, das gezimmerte Wartedeck und die ebenfalls selbstgezimmerten Holztische und Bänke sind fantastisch, und dann gibt es noch: Die Türme!

      Links: Hinweistafel auf Wölfe.
      Rechts: Der erste Übungsabschnitt zwischen den hohen Holztürmen. Sieht doch gar nicht so schlimm aus...

      Das Wetter lockert wieder auf und endlich sind wir dran. Mittlerweile haben einige Wartenden aufgegeben und wir Fünf haben nur noch Begleitung von einem anderen Pärchen und drei Guides. Die Sonne neigt sich bereits, das Licht über den Wäldern Schwedens wird unheimlich weich und schön, wow, wir rutschen quasi in den Sonnenuntergang hinein.

      Sonnenuntergang über Schwedens Wäldern

      Nach einer Einweisung starten wir vom ersten Turm, "nur" 20 Meter über dem Boden. Wie immer, wenn ich angeseilt bin, verfleigt meine Höhenangst aus seltsamen Gründen - gottseidank, aber allen ist trotzdem ein kleines bisschen mulmig zumute, aber das muss ja auch so, wo bliebe denn sonst der ganze Spaß.
      Wir selber müssen erstmal nichts tun, die Guides sagen uns, wo wir uns hinstellen sollen, haken uns um und achten darauf, dass wir immer und zu jeder Zeit gesichert sind. Und dann geht es los. Einfach loslassen!
      Die Landung ist am ersten Turm noch das, was jeden von uns am meisten beschäftigt, denn man darf auf keinen Fall zu doll oder zu früh bremsen, weil man dann eventuell stoppt und in die Mitte des durchhängenden Seils zurückrutscht - wenn man nicht schnell genug ist, ins Seil greift und sich festhält. In dem Fall muss man sich um die eigene Achse drehen und sich mit den Armen am Seil zum Ziel hangeln.

      Was mir selbstverständlich genau so passiert.

      Immerhin habe ich recht zügig zugelangt und mich festgehalten und bin nicht bis in die Mitte zurückgerutscht. Ich muss mich nur ca. 8 Meter zum nächstne Turm ziehen, was aber schweißtreibend genug ist.
      Am Turm angekommen, sehe ich, was uns dahinter erwartet: Gleich einer der höchsten und längsten Abschnitte, über 300 Meter lang, es geht ziemlich krass in die Tiefe - Hammer!

      Und jetzt: Springen!

      Nach dem Guide traut sich der 13-Jährige. Alle stehen gespannt, dann ist es unheimlich still. Erst wenn jemand losgedüst ist, ist das laute Zurren der Reibung am Drahtseil zu hören, was langsam immer leiser wird und dann wieder - Stille.

      Da fliegt sie!

      Lässt man die Beine hängen, geht es langsamer voran, nimmt man die Beine hoch, Füße zusammen und zieht die Knie etwas an, wird es schneller.
      Ein bisschen mulmig ist mir beim "Loslassen", das wird aber schon nach 5 Metern vom Glücksgefühl übertönt. Die zweite Strecke ist lang genug, um mich zu entspannen und rechts und links zu gucken - unter mir ein See - einfach krass schön!

      Ein kleines Honk-Video gibt es hier zum Beweis, dass ich das wirklich gemacht habe. Die Abfahrt ist direkt am zweiten Turm, also da, wo es so steil runter ging und ich doch ein kleines bisschen zögerte:

      >>> Video <<<



      Die "Pausen", wenn die anderen fahren, sind umso besser zum Genießen der Umgebung über den Wäldern Schwedens. Ich weiß jetzt schon - von mir aus kann die Tour noch 5 Stunden dauern.

      Der höchste Abschnitt: 52 Meter über dem Boden

      An den Türmen sind jeweils alle Informationen zu Länge der Strecke, Fallhöhe, Bodenmeterhöhe und durchschnittsgeschwindigkeit gegeben.

      Die Türme, erfahre ich, haben eine total irre Geschichte hinter sich:
      John baute sie in einer Werkstatt mit Freunden. Der Plan war, sie mit einem Helikopter ins Gelände zu transportieren und dort auf die vor Ort gebauten Sockel zu stellen. Doch man schickte ihm versehentlich einen viel kleineren Helikopter als verabredet. Das Dilemma: Der Tank war kleiner, daher blieben mit An- und Abflug gerade einmal 5 (in Worten FÜNF!!) Minuten Zeit für die Verankerung jedes Turmes. Johns Budget war knapp, er zog das also durch, und hatte ich erwähnt, dass John ein bisschen verrückt ist?
      Ja, geschwitzt habe er einmal, erzählt er mir, als der Pilot bereits am runterzählen war und der Turm noch nicht verankert war: "'Bei 0 lasse ich ihn fallen und bin weg', hat er gesagt", lacht John.
      Sie haben es dann tatsächlich hinbekommen, so wie John eben auch das ganze, total verrückte Projekt "Längste Zipline Europas"durchgezogen hat.
      Richtig großartig wird es noch einmal zum Schluss, als wir auf den "Poles" landen, das sind große, offene Plattformen statt der Türme. Weil es langsam dunkler geworden ist und das Licht etwas schwierig, werden meine Fotos leider nichts, aber auf der Karte sind sie eingezeichnet.

      Schöne Aussichten

      Auf dem letzten Abschnitt seufze ich vor mich hin. Die Tour hat eineinhalb Stunden gedauert, ich würde sofort noch weiter"fliegen", aber irgendwie ist der Kopf auch voll und die Eindrücke müssen verarbeitet werden. Alle sind glücklich, hat es den Anschein, nur strahlende Gesichter um mich herum, auhc die Guides sind Feuer und Flamme,man merkt, dass sie das alle noch nicht so lange machen, alles neu ist und aufregend - umso schöner.

      Robin, Patrik, Evelina und John - ein großartiges Team, das Laune macht. (Sehr Ihr die Laserwaffe an Robins Bein?!)

      Als ich den letzten Turm runtergekraxelt bin und den Spruch auf der Tafel entdecke, verkneife ich mir das alberne Gekicher und die Frage an John, der unten auf uns wartet, wie er darauf kam. Hier sind schließlich Kinder.

      Happy ending!


      TTT - TierischeTouriTipps

      • Die Swedenzipline eröffnete erst im Mai, die Webseite ist jetzt endlich frisch online gegangen und es kann dort auch eine Tour gebucht werden - unbedingt vorbuchen, die Touren sind wahnsinnig begehrt!
      • Die blau-grüne Route ist, wie erwähnt, schlicht kürzer als die schwarze, sie ist meines Erachtens aber nicht weniger aufregend. Die kürzere Route würde ich daher nur aus Geld- oder Zeitmangel empfehlen, die schwarze Route ist gerade wegen ihrer Länge so toll, hier hat man genug Zeit, das Erlebnis zu genießen! Eine Vorstellung bekommt man von der Zeichnung auf dem Flyer.
      • Keine Sorge daher vor größeren Gruppen: Je größer die Gruppe, umso länger dauerts und das macht Spaß!
      • Die Preise für Erwachsene sind schwedenüblich sehr teuer (die schwarze Route ca. 135 Euro), dafür aber sind Kinder bis 15 ziemlich günstig dabei. Bitte die genauen Preise auf der Websetie checken, es gibt auch Gruppentarife.
      • Auf die Anfahrtsbeschreibung achten.
      • Kinder dürfen ab 7 Jahren ziplinen im Tandem mit den Eltern (maximal insgesamt 125 Kilo) oder einem Guide, ab 10 Jahren und 35 Kilo alleine. Bei vorsichtigen/ängstlichen Kindern würde ich persönlich warten, denn zwischendurch einfach auszusteigen ist nicht überall möglich, man befindet sich mitten im Naturschutzgebiet und die Türme sollen wirklich nur bei Notfällen zu Fuß verlassen werden. Unsere Kiddies fanden es alle super.
      • Übernachten kann man hier sogar auch, es fehlt da noch eine aussagekräftige Beschreibung auf der Webseite: Oben in den Türmen gibt es ganz einfache Zimmer, die gebucht werden können. Man schläft dann über den Wäldern Schwedens und unter den Sternen. Das muss fantastisch sein und hätte ich das vorher gewusst hätte ich das auf jeden Fall ausprobiert.
      • Auf der Facebookseite und Instagram kann man sich schonmal die entsprechende Laune holen. 

      Ich bin gespannt, was der erste Winter bringen wird, John hat sich nämlich eigentlich vorgenommen, auch im Winter zu öffnen. Ob ich mal die Gelegenheit bekomme, über die verschneiten Wälder Schwedens zu gleiten? Ich werde berichten.


      Dieser Beitrag, der ausschließlich mit Instabildern gespickt ist, ist Teil des #IGTravelThursday-Projektes und ich danke Jana, Anita und Mela für das Hosting dieses tollen Projektes.

      Disclaimer: Ein riesiges Dankeschön an John, der uns netterweise die Erwachsenenpreise erlassen hat, wir armen Berliner hätten uns das nämlich sonst schwer leisten können. ;)

      Daheimgeschichten, faulende Fiersiche, Bloggergesülz und der Ruf der Ostsee

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      Ihr müsst verzeihen, hier geht es schon länger aber spätestens ab sofort ein bisschen langsamer, weil bin ja alt jetzt, bissl angefault oder jedenfalls nicht mehr knackefrisch.

      Angegammelter Pfirsich mit dem Schriftzug "Fiersich"
      Fiersich!

      Wobei ich auch sagen könnte, ich reih mich mal bei Luzia Pimpinella und Frau Hibbel ein wenig ein und wiederhole mein Motto:

      Wenn Du nix zu sagen hast, einfach mal die Fresse halten.

      Außerdem sind gerade Blogger-besuchen-Inka-und-Inka-besucht-Blogger-Wochen, da wird unheimlich
      viel gequatscht und gesightgesäht aber wenig Produktives geschaffen:

      Neulich war schon der Floc zu Besuch.
      Letztes Wochenende kam die Nina vom Mainzer Wohnzimmer aka Bettentdeckerin auf ihrem Brandenburgtrip bei uns vorbei und ich durfte die süße Neu-Mainzerin bewundern, wir haben hübsch im Garten gesessen und geschnackt bei allerfeinstem Wetterchen.
      Gestern Abend bin ich dann mit Christina von Hallo Welt durch Kreuzberg gegondelt. Kleine Anekdote nebenbei: Christina hat mir suuuperlieberweise Käse mitgebracht; als ich irgendwann meinte, ich liebe "stinkigen Käse", konnte ich ja nicht ahnen, dass die Süße ihr halbes Handgepäck mit Stinkerkäse vom Feinsten für mich bestückt. Sie wird das übrigens nie wieder machen, ich glaube, die "Alle-denken-dass-ich-Stinkefüße-habe"-Scham im Flugzeug steckt ihr sehr, sehr tief in den, äh, Riechorganen. Auch mein Kühlschrank wird sich vermutlich noch monatewochenlang erinnern.


      Heute nun besucht mich Katrin von viel unterwegs für ein paar Tage, denn wir müssen super dringend Südafrika vorbereiten, unseren vierwöchigen Trip dort im Dezember, und freuen uns schon tierisch.
      Und ab Donnerstag darf ich mich dann für ein paar Tage im Gut Hibbel breitmachen und werde heimlich Frau Hibbels unaufgeräumte Ecken dokumentieren und zwischendurch mit Frau Hibbel die Photokina unsicher machen. Über den 3. Oktober wird dann hoffentlich Manuela von Seiltanz meine Wohnung in Beschlag nehmen, persönlich werden wir uns aber gerade (einmal wieder) verpassen. Das sind dann quasi die halb-virtuell-echte-Fußabdrücke-hinterlassenden Bloggerfreundschaften.

      Sonst ist grad viel Essen machen. Nicht, das ich so eine Köchin vor der Frau wäre oder mich so wahnsinnig gerne Stunden in die Küche stelle, aber erstens bin ich bei manchen Sachen einfach neugierig, deshalb habe ich zum Beispiel meinen allerersten eigenen Roggen-Sauerteig gezogen (jahaaa, sogar der Ansatz, das so genannte "Anstellgut" hab ich selber gemacht, ich sage Euch, das ist ne Wissenschaft für sich) und es ist sogar was geworden! Und lecker, die Nina kann's bezeugen!


      Zweitens liebe ich leckere Sachen wie Holunderbeersaft und Pfirsiche, weil die aber in lecker schwierig und nicht so günstig zu bekommen sind und ich das hier draußen alles kostenlos bekomme, mussten halt Pfirsiche eingemacht und Holunderbeersaft selber gekocht werden. Das dauert.


      Drittens habe ich, ich weiß nicht, ob ich es schonmal erwähnt habe, irgendeine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Die ist mal besser und mal blöder und schwer zu orten, meine Ärztin munkelt was von Laktose- und Histaminintoleranz und ich bin am Ausprobieren (und bin mittlerweile ne halbe Nahrungsmittelstoffbiochemieexpertin). Dieses Mal verzichte ich auf Weizen, auf Nahrungsmittel mit hohem Histamin-Gehalt und zu viel Laktose. Bleibt nicht mehr viel außer: Selber kochen. Alles. Keine Fertigprodukte. Möglichst viel vegan. Keine Tomaten, keine Nüsse, kein Essig, kein Senf, keine Hülsenfrüchte, keine Zitrusfrüchte. Ist anstrengend, aber machbar. Und ich lerne viel übers Essen. Und ich stehe viel in der Küche.

      Die kommenden Wochenenden sind ausgebucht, juchuu, es geht neben der Photokina gleich mehrere Male nach Brandenburg. Geplant ist ein weiterer Einkoch-Tag auf dem Brandenburgischen Ländle mit Freundin und Äpfeln, Birnen, Holunder und Nüssen. Außerdem eine kleine Wandertour, um vielleicht einigen Kranichen nachzujagen, und weiterhin eine Sternentour, aber dafür muss das Wetter gut sein, daher verrate ich noch nicht mehr. Und dann geht es mal wieder an die schöne Ostsee auf's geliebte Darß-Fischland. In den nächsten Wochen gibt es also hoffentlich
      • viel Heimat
      • viel Bloggerzeuch
      • viel Draußen
      • viel Essen (kochen)
      • viel Fotokram
      Das klingt doch nach 'nem Plan.

      Hach, vielen Dank für's Zuhören, manchmal tut Fresse halten so richtig gut!

      Aktuell aus der HuPo: Der durch die Mauer geht. Der Müllmann von der Klagemauer.

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      HuPo, die brandneue "Huch... Post!"-Kategorie für schnell gesammeltes Nebenbei aus aller Welt. Namensähnlichkeiten zu anderen Netzveröffentlichungen sind rein zufälliger Natur und natürlich völlig unbeabsichtigt.


        Der durch die Mauer geht


      Jerusalem. Mein erstes Mal Klagemauer. Ich, total unwissend, dass es da getrennte Bereiche für Männer und Frauen gibt.
      Der berühmte Teil, von dem so viele Fotos im Internet kursieren, ist der männliche, selbstverständlich. Der Nichtfotografierte: der hässliche Kleine rechts davon, für die Frauen, abgeschirmt mit einem braunen Plastikzaun.

      Auf einmal öffnet sich der Zaun, ein Mülleimer wird von der Männerseite hindurchgeschoben in das Frauenareal. Wer darf da hindurch? Der Müllmann. Der darf das.

      Klagemauer und getrennte Bereiche für Mann und Frau, Müllmann geht durch Zauntor hindurch.
      Der Müllmann von der Klagemauer

      Klagemauer in Jerusalem, Teil für Frauen
      Klagemauer für Frauen

      Schade eigentlich. Toll wäre jetzt so ein grandioses Übergabe-Spektakel gewesen, Müll-von-Müllmann-zu-Müllfrau. Die wissen ja gar nicht, wieviel Schaulust ihnen entgeht.

      Von der Photokina in Köln, neuen Leidenschaften und Herbstfarben -Darf ich vorstellen: Die Olympus OM-D E-M1

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      Test Olympus OM-D E-M1
      Geschossen mit dem ...

      Emma**, Du musst jetzt ganz tapfer sein: Selbstverständlich bleibst Du bei mir und wirst immer ein Gnadenbrot erhalten, aber derzeit gehe ich völlig unfeierlich fremd, und daran Schuld ist die Photokina, oder besser: Die Olympus OM-D E-M1*, die ich derzeit zum Testen in meinen Händen halten darf, oooooooooorrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!

      Olympus OM-D E-M1
      Da ist sie, das Schmuckstück (noch schöner übrigens in silber!): Die Olympus OM-D E-M1

      Wenn Ihr mich jetzt sehen könntet, würdet Ihr ein lebendes Emoticon mit Herzchenaugen erleben.

      Aber von vorn:
      Derzeit beschäftige ich mich mit einigen Fotoprojekten, nachdem ich neulich festgestellt habe, dass meine Kreativität da im letzten Jahr etwas nachgelassen hat. Fand ich jedenfalls so. Außerdem liegt konkret die Südafrika-Planung mit Katrin an und hier vor allem meine Fotoausrüstung, denn ich habe ein kleines Problem: Mir fehlt für die geplanten Safaris ein Tele-Objektiv. Mein Tamron 70-300 f4-5.6 finde ich ganz schrecklich und kann so gar nichts mit dem grauen Matsch anfangen, den es produziert. Mit der Emma, meiner Canon EOS 600D bin ich zwar grundsätzlich gut bedient, jetzt stellt sich aber die Frage, ob ich wirklich in ein neues, teures Tele für die Canon investiere, zumal ich das wohl nicht sonderlich häufig brauchen werde, oder ob ich mich doch einmal innerhalb der neuesten Entwicklung der Systemkameras umschaue.

      Was lag also näher, als mich neulich zur Photokina in Köln anzumelden, der größten Fotomesse der Welt, und mich über die neuesten Entwicklungen im Bereich Fotografie zu beschlauen.

      Fotoglobus in einer Messehalle der Photokina
      Die Photokina stand dieses Jahr unter dem Motto 175 Jahre Fotografie.
      Galerie von Kriegsversehrten
      Großartigste Ausstellung überraschenderweise von Bryan Adams in der Leica-Gallerie über Kriegsversehrte aus Großbritannien

      Schon länger hatte ich Hersteller wie Olympus und Fuji im Auge (mit Sony werde ich persönlich irgendwie nicht warm), und bin immer wieder erstaunt, wie die Entwicklungen voranschreiten und welche mir bekannten Reiseblogger mit kleinen Systemkameras großartige Fotos mitbringen statt sich mit dem unhandlichen Riesenequipment von Spiegelreflexkameras herumzuschlagen.

      Meine Überlegungen waren Folgende:
      • Günstig? DSLRs erscheinen mir momentan nicht so sehr die Zukunft zu sein, die Qualitätssprünge der Systemkameras sind enorm, zumal sind diese auch noch preiswerter (wenn man die Objektive in die Rechnung mit einbezieht). Macht es da Sinn, noch in große, teure DSLR-Objektive zu investieren?
      • Frauenhandlich: Meine Emma, die Canon 600D, ist mit meinem Lieblingsobjektiv, dem Canon 15-85, mir auf Dauer schon fast zu schwer, ich habe häufiger Handschmerzen und hätte nichts gegen eine kleinere Kamera. Einen Sprung auf eine größere Canon kann ich eigentlich aufgrund meiner kleinen Hände sowieso vergessen.
      • Größe & Fortschritt: Mittlerweile gibt es die ersten Vollformat-Systemkameras. Diese sind zwar bis jetzt für mich unerschwinglich und vermutlich auch überhaupt nicht notwendig, aber wenigstens theoretisch möglich. Für Vollformat-DSLRs -> siehe oben, zu kleine Hände.
      • Unauffällig: Für das Fotografieren in vielen Gegenden, z.B. in den Townships von Südafrika ist eine kleine, unauffällige Kamera weitaus besser geeignet. Ich erinnere mich da an meine Probleme in Brasilien und Kasachstan.
      • Qualität? Was die technischen Einzelheiten angeht: Ich verstehe davon nicht viel und ziehe mir ganz frauenmäßig lediglich die Testergebnisse rein, die besagen: Sensor (z.B. Micro-Four-Thirds der Olympus OM-D) kann es im Vergleich mit einem APS-C (Canon EOS 600D, 70D) aufnehmen, AF superschnell, elektronischer Sucher top.
      Zwischen den diversen derzeitigen Top-Systemkameras kam für mich letztendlich eine Olympus OM-D in Frage, denn hier gibt es eine große Auswahl an möglichen Objektiven, da z.B. auch Panasonic-Objektive eingesetzt werden können. Die Fujifilm X-T1 fällt wegen der hohen Objektivkosten aus.

      Die Olympus OM-D E-M10* und Olympus E-M5* kamen ebenfalls in die engere Wahl. Die E-M5 ist das älteste Modell, die E-M10 kann hier als "abgespecktes" Modell verstanden werden, kostet dafür aber auch nur die Hälfte der E-M1. Letztere ist derzeit DAS Topmodell, auf der Photokina konnte ich mir alle drei anschauen. Letztendlich ist es wohl ein bisschen Geschmackssache und eine Frage des Preises: Der Sensor ist überall der Gleiche, die Möglichkeiten der E-M1 sicher am Größen, diese fällt dann auch in den semi-professionellen Bereich. Die E-M1 und die E-M5 sind spritzwassergeschützt, was für mich sehr attraktiv ist, habe ich mir doch gerade erst neulich beim Huskysledding ein Objektiv durch Spritzwasser geschrottet. Die E-M1 hat außerdem Wifi, was für mich jetzt nicht sooo bedeutend ist, und sie hat den besseren Bildstabilisator als die E-M10. 
      Grundsätzlich fand ich an der E-M10 zwar schön, dass sie noch kleiner ist als die doch relativ große und schwere E-M1, aber sie lässt sich wegen des fehlenden Handgriffs für mich nicht sonderlich gut in der Hand halten. Würde ich mir eine OMD jetzt zulegen, würde mir die Wahl allerdings immer noch etwas schwer fallen, wenn ich den Preis mit in die Waagschale werfe: Mit dem Superobjektiv 12-40 f2,8 kostet die Olympus OM-D E-M1* schlappe 2000 Euro, 500 Euro spart man bei der E-M5-Variante mit dem gleichen Objektiv. Allerdings hat sich die E-M1 in meiner Hand so gut angefühlt, dass ich sie am Liebsten nie wieder weglegen würde... entschuldige EMMA!!

      Auf dem Olympus Playground nahe der Photokina konnte ich die E-M1 dann auch schonmal zwei Stunden austesten und war überrascht, wie schnell ich mit dem manuellen Modus zurechtkam (es gibt hier zwei Rädchen für Blende und Verschlusszeit, das ist so intuitiv großartig bedienbar, dass ich mich spontanverliebt habe).
      Völlig überraschend: Das Rauschverhalten. Auch wenn die Canon EOS 600D immer gute Bewertungen beim Rauschverhalten bekommen hat, konnte ich das persönlich nie nachvollziehen. Ich finde die Fotos schon bei ISO 400 relativ grottig. Völlig anders dagegen die Fotos, die ich mir am Ende vom recht dunklen Olympus Playground angeschaut habe.

      Lichtspielereien auf dem Olympus Playground
      Beim Olympus Playground bekommt man eine Olympus-Kamera als nettes Spielzeug und darf sich zwischen den abgefahrenen Installationen austoben. Ich hier mit lovely Frau Hibbel, die mich netterweise beherbergte und begleitete.

      Allerdings war bei den jpgs vermutlich eine Rauschunterdrückung eingestellt; ich werde ausprobieren, wie sich das jetzt bei RAWs verhält.

      Ich freue mich also jetzt, dieses süße kleine Ding für ein paar Tage in der Hand halten zu dürfen und auszuprobieren, was das Zeug hält, denn Olympus hat mir dieses Kit netterweise für ein paar Tage zur Verfügung gestellt.
      Als ich sie gestern in die Hände bekam, bin ich vor lauter Aufregung gleich mal fix um den See gerannt und habe ein paar beknackte Enten- und Schwanbilder gemacht. Besonders hat mich interessiert, wie sich die Schärfentiefe verhält. Natürlich sind freigestellte Bilder (also die, wo der Hintergrund so hübsch unscharf ist) großartig, nun muss man wissen, dass bei einem kleineren Sensor wie bei diesem Micro-Four-Thirds die Schärfentiefe aber zunimmt, das heißt, die Freistellung ist nicht so ausgeprägt wie bei einem Vollformat zum Beispiel. Das ist mir aber natürlich gerade bei Portrait- und Tierfotos besonders wichtig.

      Ausprobiert habe ich bei den folgenden Bildern das überall hochgelobte Olympus M.Zuiko 12-40 f1:2.8*, die Bilder sind natürlich alle komplett unbearbeitet.

      Test Olympus OM-D E-M1
      Blende 2,8 bei ca. 25mm: Wow.

      Test Olympus OM-D E-M1

      Die jpgs sind relativ rot-stichig, was hier bei den Herbstfotos besonders schön passt, das mag an anderer Stelle etwas störend sein. Normalerweise arbeite ich sowieso nur mit RAW, in diesem Fall fand ich es einfach, Euch diese unbearbeiteten JPGs zu zeigen.
      Und was soll ich da groß zu sagen? Ich finde sie einfach superschön! Die Schärfe haut mich um und sieht so gar nicht nach Nicht-Spiegelreflex aus, oder? (Mal sehen, wie das mit einem anderen Objektiv ist)
      Die Farben sind schön und das Bokeh ist wirklich klasse.

      Test Olympus OM-D E-M1, Makro

      Test Olympus OM-D E-M1
      Am Lietzensee.
      Das obige Foto wurde im Modus Blendenvorwahl geschossen, mit dem ich noch nicht per Du bin - die Belichtungsmessung scheint irgendwie anders zu funktionieren, jedenfalls waren die Bilder ständig zu dunkel. Im manuellen Modus war das dagegen nicht der Fall, soll heißen, im manuellen Modus wurde mir die korrekte Belichtung durch eine kleine Anzeige angezeigt und die stimmte immer sehr gut. Das ermöglicht wiederum sofortiges Losknipsen mit kompletter manueller Kontrolle, was mich total entzückt.

      Test Olympus OM-D E-M1


      Die Belichtung funktioniert mittels Kontrastmessung. Da ich hier auf den hellen Schwan fokussiert habe, ist natürlich alles andere relativ dunkel geworden, anderenfalls wären die Schwanfedern im Weiß ersoffen und keine Konturen mehr zu sehen. Die Emma hat hingegen im halbmanuellen Modus (z.B. Blendenvorwahl) gerne überbelichtet, was auch mittels Lightroom schwer zu korrigieren ist, weshalb ich meist eine Unterbelichtugnskorrektur vorgenommen habe. Das war hier nicht nötig.

      Test Olympus OM-D E-M1
      Fokussierung bei f2,8 auf die vordere Ente auf dem Steg.

      Test Olympus OM-D E-M1

      Test Olympus OM-D E-M1
      Fokussiert wurde bei f2,8 auf die mittlere Ente.

      Noch gewöhnungsbedürftig ist für mich der elektronische Sucher, das hatte ich allerdings erwartet. Ich kann mich noch erinnern, wie schockiert ich beim Umstieg von meiner kleinen Bridge auf die Emma erst einmal kein einziges vernünftiges Foto zustandebrachte, weil ich mich an den optischen Sucher gewöhnen musste. Jetzt sehe ich wieder "das Bild", nicht das, was vor meiner Linse ist.
      Das Hirn gewöhnt sich da sicher an alles, die Frage ist hier wohl eher, was man "schön" oder "cool" findet. Ich bin gespannt und habe mir für die nächsten Tage schon ein paar Fotoprojekte ausgedacht, denn es muss ja noch viel ausprobiert werden, juchuuu, ich halte Euch auf dem Laufenden, und natürlich gibt es dann auch einen ausführlichen Testbericht.

      /sagt die Fremdgeherin
       Och Emma, jetzt schmoll doch nicht so! Emma? EMMA?!


      PS: Auf der Photokina habe ich mir spontan noch eine La Sardina Lomo-Kamera gekauft. Für die Kreativität und so, Ihr wisst schon. Aber das ist eine andere Geschichte.


      * Amazon-Partnerlink: Wenn Ihr das Schätzchen über meine Seite bestellt, bekomme ich ein bisschen Provision, der Preis ist für Euch der Gleiche. Wenn Ihr nicht wollt, dass Amazon weiß, auf welchen Seiten Ihr Euch rumtreibt, solltet Ihr diesen Link nicht verwenden. 
      **Emma ist meine schwer geliebte und mitlerweile langjährige Kamerabegleiterin, die Canon EOS 600D.

      Bildband-Liebe I: Fotografische Reisegeschichten aus meinem Regal

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      Drei Fotobücher
      Bitte einmal um die Welt

      Von meiner Bildband-Liebe habe ich neulich schon einmal erzählt, denn erinnert wurde ich daran, als ich mein Bücherregal nach Büchern über Südafrika bzw. Afrika generell durchforstete. Da war er, der wunder-wunderschöne Bildband der Kunst der Ndebele-Frauen.

      Weil jetzt außerdem noch zwei tolle Bildbände dazugekommen sind und es ja sowieso toll ist, regelmäßig Fotos anzuschauen (jeder Fotograf gibt mir diesen Rat), stelle ich Euch heute drei sehr unterschiedliche Fotobände vor, die nur eines gemeinsam haben: Sie erzählen Geschichten von fernen Ländern.


      Südafrika: Die Kunst der Ndebele-Frauen


      Bildband Cover Südafrika, Die Kunst der Ndebele-Frauen
      Bildband "Südafrika - die Kunst der Ndebele-Frauen"

      Dieser Bildband steht schon seit Jahren in meinem Regal und ich liebe ihn heiß und innig, weil die Farben und Formen der Kunst der Ndebele, einer Gesellschaft, die in Südafrika und (als allerdings andere Ethnie) in Simbabwe heimisch ist und über die ich während meines Studiums eine Abhandlung schrieb - dort allerdings über die Widerstandsgeschichte gegen Englands Kolonialisten - mich immer wieder inspiriert.
      Mein Herz blutet ein wenig, dass wir es nicht schaffen werden, diese tolle Kunst im Dezember auf unserer Südafrika-Reise live zu bewundern, denn die Orte, von denen in diesem Band die Rede ist, sind zu weit im Norden, und auch, wenn wir einen ganzen Monat durch Südafrika reisen werden, ist das noch nicht genug, um das ganze Land zu erkunden.

      Bildband Südafrika, Die Kunst der Ndebele-Frauen
      Unglaubliche Formen und Farben

      Der Band ist groß, relativ dick und vollgepackt mit sehr vielen schönen Bildern, außerdem wird über die Ndebele, ihre Geschichte und auch die Umsiedlung in die Townships erzählt. Bei etwa jedem fünften Bild gibt es eine Erläuterung, was mir besonders gut gefällt und in der heutigen Zeit leider sehr rar geworden ist, meist werden in Bildbänden nur noch Fotos aneinandergeklebt und auf die "umständlichen" und damit kostenintensiven Geschichten wird verzichtet.
      Wer sich inspirieren lassen und gleichzeitig noch ein bisschen afrikanische Geschichte lernen möchte, findet hier ein wunderschönes Stück.
      Ursprünglich aus dem Jahr 1985 und in zweiter Auflage von 2002 ist der Band Südafrika - Die Kunst der Ndebele-Frauen jetzt bei Amazon* gebraucht schon für um die 12 Euro zu haben.


      Lonely Planets GROSSARTIGE WELT


      Bildband Cover Lonely Planets GROSSARTIGE WELT
      Bildband "Lonely Planets GROSSARTIGE WELT"

      Den gerade frisch erschienenen neuen Bildband von Lonely Planet konnte ich ergattern, weil ich bei den Rezensionsexemplaren ganz laut "Hier!" geschrien habe. Allerdings kostet das gute Stück tatsächlich nur knappe 40 Euro*, was ich für diese Qualität und Größe unglaublich günstig finde; ich kenne es von früher, dass solche Bildbände eher weit über 100 Euro kosten, aber damals wurden auch noch die Fotografen besser bezahlt. Ich wage ein bisschen zu bezweifeln, dass hier irgendein Fotograf mehr als Ruhm und Ehre und vermutlich ein Rezensionsexemplar bekommen hat, das ist bei einem solchen Preis einfach unwahrscheinlich und kreide ich gar nicht LP an sondern den Umständen, dass die wenigsten Menschen durch die digitale Bilderflut noch bereit sind, für gute Fotos viel Geld auszugeben,

      Am Anfang des Bildbandes heißt es:
      "Schönheit zu erleben ist sehr emotional und geprägt durch die Umstände: Da sind die Menschen, mit denen man zusammen oder eben gerade nicht zusammen ist; da ist die eigene Stimmung oder der Punkt, an dem man gerade im Leben steht. [...] Dieser Kontext fehlt beim Betrachten eines Fotos."
      Der Band ist daher in verschiedene Kapitel mit Titeln wie "Übergänge", "Weite", "Harmonie" etc. aufgeteilt, was den Betrachter dazu bringen soll, die Fotos im Kontext zu reflektieren. Nunja.

      Für mein Empfinden klingt das ein bisschen aufgesetzt, denn außer den Kapitelnamen folgt anschließend kein weiterer Text. Allerdings ist zu jedem Bild der Ort (oder das Land) genannt; auf den letzten Seiten sind alle Bilder noch einmal in Miniatur mit dem Namen des Fotografen versehen - sehr sehr schön gemacht und sehr praktikabel.

      Bildband Lonely Planets GROSSARTIGE WELT
      Vor allem die doppelseitigen Großformate sind beeindruckend

      Im Bildband selbstverständlich: Hunderte Landschaftsfotografien, teils auf Doppelseiten, was bei dem riesigen Format wirklich toll aussieht. Der Fokus liegt hier definitiv auf Landschaften, weniger auf Tieren, auch wenn natürlich einige Tiere abgebildet sind.

      Die Rückseite des Bandes verspricht "ungewöhnliche Ansichten von einem Ort, den wir Heimat nennen".  Da kann ich jetzt nicht so zustimmen. Die Fotografien sind wunderschön, keine Frage, aber wirklich neue oder überraschende Blickwinkel habe ich hier nicht entdecken können. Die vielen Luftaufnahmen finde ich großartig - aber auch das ist keine Innovation, das ist lediglich gutes (und teures!) Handwerk.
      Der Text im Buch wirkt auf mich daher relativ aufgesetzt und so, als sei er vom Bildredakteur unter Zeitdruck erfunden worden und ich persönlich hätte besser auf ihn verzichtet (getreu meinem Motto... Ihr wisst schon...).

      Nichts desto trotz ist das ein großartiger Bildband, der jetzt in unserem Wohnzimmer liegt und von jedem Besuch sehr gerne intensiv durchgeblättert wird. Ich überlege mir dann dabei, wo ich die nächsten Fotos machen werde und welches Equipment ich mir wohl anschaffen müsste, damit sie ähnlich beeindrucken...


      Paul Ripke: Mit Marteria zum Glück in die Zukunft II


      Bildband Cover Paul Ripkes Mit Marteria zum Glück in die Zukunft 2
      Bildband "Mit Marteria zum Glück in die Zukunft II"

      Der dritte Bildband hat einen völlig anderen Blickwinkel, natürlich, denn hier geht es vor allem um den Fotografen. Wer mich auf Instagram verfolgt hat es mitbekommen: Katrin hat mich mit ihrer Begeisterung für den Fotografen Paul Ripke angesteckt und wir haben neulich die Vorstellung seines neuesten Tagebuch-Bildbandes "2013" besucht. Das war dann auch EIN Auslöser für mich, mich nach einer kleineren Kamera umzusehen; ich möchte mehr Streetfotografie probieren, mehr Situationen einfangen können, dabei ist eine große Kamera oft hinderlich. Paul selbst fotografiert mit einer unbezahlbaren Leica M und hält damit gerne tagebuchartig seine vielen Reisen für verschiedene Kunden fest.

      Auf der Buchvorstellung erwähnte er seine Weltreise im Jahr 2013 und das Buch darüber, und weil Katrin sich gleich den Band "2013" schnappte entschloss ich mich, mir den Weltreise-Band zu kaufen, denn was mir an "2013" nicht sonderlich gefallen hat, war das komplette Fehlen jeglicher Beschreibung der Orte. Wer nicht jeden Winkel der Welt kennt und nicht bei der Buchvorstellung war, wird bei den meisten Fotos nicht wissen, in welchem Land sie gemacht wurden, was ich total schade finde.
      Das ist beim Weltreise-Band schönerweise anders, hier steht am Anfang jeden Kapitels, wohin die Reise ging.

      Bildband Paul Ripkes Mit Marteria zum Glück in die Zukunft 2
      Lässig und locker: So wie der Typ Ripke sind auch seine Tagebuchfotos

      Vier Wochen lang war er mit seinem Freund Marteria unterwegs, darunter in der Schweiz, in Chile, Rio de Janeiro, Mexiko City, Alaska, Bangkok, Nepal.
      Der Plan: Bei jedem Stop Biertrinken gehen und Freunde finden, die beim Fotografieren und Filmen helfen. Die entstanden Videosequenzen gibt es als "Track by Trek" unter marteria.com (die Musik ist leider gar nicht meins, aber das kann man ja abstellen und einfach ne eigene laufen lassen, gell, dann sind die Videos nämlich klasse).

      Seine Fotos inspirieren mich, weil er so eine absolute Lockerheit in seinen Bildern mitbringt, hier fehlt das lange Komponieren und die perfekte Schärfe, seine Fotos haben einen extrem authentischen und auch analogen Touch. Allerdings muss ich zugeben, dass die Fotos in "2013" mich mehr geflasht haben, das kann aber auch an der tollen Veranstaltung gelegen haben, bei der die Fotos vorgestellt wurden.
      Den Band gibt es ausschließlich im Paul Ripke Shop für 30 Euro.


      Dass hier Bildbände aus meinen geliebten Eisgefilden fehlen, hat einfach den Grund, dass ich zu viele zu Hause stehen habe und dieser Artikel viiieeel zu lang geworden wäre. Daher: Fortsetzung folgt.

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      Und wo warst Du am 9. November 1989? Der falsche Feiertag der deutschen Einheit & Aufruf zur Blogparade

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      Mauerteile

      In einem Jahr jährt sich der Tag der Deutschen Einheit zum 25sten Mal - gefeiert wird aber schon dieses Jahr 25 Jahre Mauerfall.
      Frage ich jemanden, was er oder sie am 3. Oktober 1990 gemacht hat, kann sich kaum jemand erinnern, aber fast jeder weiß, wo er am 9. November 1989 war. Die (West-)Deutsche Bundesregierung hat bei der Entscheidung des Feiertages verkannt, wie gut es dem neuen vereinten Deutschland getan hätte, diejenigen zu feiern, die für die friedliche Revolution und die Wende zu einem Großteil verantwortlich waren, aber es scheint, als ob es keine Helden geben durfte in der ehemaligen DDR. Der einzige Held, der gefeiert wurde, war unser von westdeutschen Knödeln aufgedunsener Kanzler, der so gar nicht zur Identifikation geeignet war.
      Die Bundesregierung hat nicht verstanden, wie schön ein Feiertag gewesen wäre, mit dem die Menschen in Deutschland persönliche und vor allem meist schöne Erinnerungen verbinden. Denn der schwierige Scheiß kam ja meist erst hinterher.

      Meine persönliche Erinnerung


      Ich selbst war 15 Jahre alt, wohnte in Wolfsburg nahe der innerdeutschen Grenze, und ich weiß noch, dass ich mit meiner Freundin aus dem Kino kam, schnatternd über die zauberhafte Meg Ryan in "Harry & Sally" und unserer vermutlich ersten quasi-live-Ansicht eines (wenn auch gespielten) Orgasmus - nein, wenn ich es recht überlege, waren wir wohl zu verschämt, um darüber zu sprechen.
      Ich kann mich erinnern, dass mein Vater uns vom Kino abholen sollte, ich sollte von der Telefonzelle aus anrufen - ohmeih, jetzt komme ich mir alt vor!, aber das ging nicht, denn die Telefonleitungen waren zusammengebrochen.

      Was sonst in jenen Tagen geschah, geht in meiner vernebelten Erinnerung durcheinander, denn meine Familie stand unter dem ganz persönlichen Schock des Verlustes meiner Mutter - sie war in jenen Tagen schon im Krankenhaus und starb am 19. November. Ich bin mir nicht sicher, ob sie damals noch richtig mitbekommen hat, was geschah.
      Ich erinnere mich, dass der Aldi auf einmal immer ausverkauft war, die Regale so leer wie ich.

      Erst später habe ich die vielen Bilder wahrgenommen, Jahre danach erst die wirklichen, hin- und mitreißenden Videos von dem Menschen gesehen, die auf der Mauer tanzten, und ich bin immer sehr bewegt bei diesen Bildern, vielleicht auch, weil sich mit dieser Zeit so viele verschiedene Gefühle überlagern, ganz sicher aber, weil diese pure Freude über Freiheit und den Sieg der Gerechtigkeit aus jeder tanzenden Pore auf den ollen Mauersteinen leicht zu Tränen rühren kann: Das ist unsere Geschichte, das ist auch meine, dieser wunderbare Sieg der Volksgewalt über einen riesigen Machtapparat von wenigen.

      Sprachlosigkeit im Post-DDR-Deutschland


      Als ich 1995 nach Berlin zog, meiner schon damals zweiten Heimat, und auf der Humboldt-Universität des ehemaligen Ost-Berlins viele "Ossies" kennenlernte, fing ich an, mich zu wundern. Ich saß in den Vorlesungen und wunderte mich: Nie kam die Sprache über die Wende auf, über die Zeiten davor. Nie sprachen die Professoren darüber, was sich vor nur ganz wenigen Jahren hier ereignet hatte, wie sehr es die Lehre verändert haben musste. Ich las den Berliner Tagesspiegel und wunderte mich: Kaum ein Wort über die Wende. Kaum ein Wort über das, was nur 5 Jahre zuvor in Deutschland geschehen war, das Leben so vieler Menschen gänzlich umgestülpt, das Gesicht Berlins komplett verändert hatte, dieser Stadt, die doch gerade wegen der Wende noch viel interessanter geworden war. Westdeutschland, so schien mir, hatte Ostdeutschland am 3. Oktober 1990 aufgefressen.
      Und während mein Geschichtsbewusstsein mit meinem Alter wuchs, wuchs auch meine Verwunderung - und mein Schrecken. Das Nicht-Reden, das hatten wir doch schon einmal gehabt. Dass Nicht-Reden nicht geht, das mussten wir doch gelernt haben, dass weiß doch jedes Kind, dass jede Beziehung durchs Nicht-Reden untergeht, und um diese neuen Beziehungen musste es doch gehen, dachte ich, die Beziehungen zwischen den Menschen aus Ost und West.

      Die meisten meiner Kommilitonen kamen aus der DDR - sie waren durch die vielen afrikanischen Gastarbeiter in der DDR mit Afrika in Berührung gekommen. Westdeutsche interessierte die afrikanische Geschichte nur wenig. Ich führte meine erste Deutsch-Deutsche Beziehung, dann die zweite, und ich fing an, Fragen zu stellen: Wie war das damals eigentlich? Und was war damals?
      Für die Medien, für die Bücher schien die Geschichte schon geschrieben. Aber Geschichte erklärt sich für mich nicht einfach so. Geschichte sind die vielen kleinen Geschichten, wiederholt, rezipiert im immer neuen Blickwinkel aus dem Auge der Zeit.
      Ich fand es spannend, und das viele Reden darüber hat mir geholfen, den neuen Teil Deutschlands und auch den alten zu verstehen, wenigstens ein bisschen.

      Blogparade: Wo warst Du am 9. November 1989?


      Es ist jetzt schon lange her, dass ich diese Fragen gestellt habe, deshalb würde ich mich freuen, wenn wir uns hier an dieser Stelle gemeinsam erinnern: Was haben wir am 9. November 1989 gemacht, wo waren wir und was hat uns in diesen Tagen geprägt?
      Die Blogparade ist bis zum 10. November offen - für diejenigen, die ihren Beitrag erst am 9. November veröffentlichen wollen. Regeln siehe unten.

      Heute fahre ich nach Mecklenburg-Vorpommern, in den wunderschönen Nord-Osten Deutschlands, und schaue mir den Zug der Kraniche an, wie jedes Jahr im Herbst. Ich bin dankbar, dass ich das kann, und ich bin dankbar dafür, dass ich heute in einer Stadt leben kann, in der - wie Reinhard Mey es einmal ausdrückte - ich immer weiter laufen kann, ohne an eine Mauer zu stoßen.
      Und ich bin vielen unbekannten Menschen der DDR dankbar für ihren Mut, laut zu sprechen, auf die Straße zu gehen und für die Wende mit ihrem Alltag und manchmal auch mit ihrer Freiheit zu bezahlen. Denn vor allem ihnen haben wir das heutige Deutschland zu verdanken.

      Kranichzug im Sonnenuntergang





      Regelnich mag keine Regeln:
      • Schreibe bis zum 9. November einen Blogpost darüber, was du am 9. November 1989 gemacht hast, wo Du warst, an was Du Dich erinnerst. Selbstverständlich interessiert mich auch, wie die Zeit davor und danach war.
      • Verlinke Dich hier im Beitrag.
      • Auch alte Beiträge zum Thema sind natürlich erlaubt. Es wäre schön, wenn Du andere in Deinem Beitrag auf diese Blogparade aufmerksam machen würdest, ist aber ausdrücklich keine Bedingung.
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